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Die Welt als Wille und Vorstellung

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64255 Schopenhauer: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 1180<br />

zudem sich auch aus folgender Betrachtung. Eine ununterbrochene<br />

Kette von Ursachen <strong>und</strong> Wirkungen<br />

füllt die gesammte Zeit. (Denn wäre sie unterbrochen,<br />

so stände die <strong>Welt</strong> stille, oder es müßte, um sie wieder<br />

in Bewegung zu setzen, eine Wirkung ohne Ursache<br />

eintreten.) Wäre nun jede Wirkung mit ihrer Ursache<br />

zugleich, so würde jede Wirkung in die Zeit ihrer<br />

Ursache hinaufgerückt <strong>und</strong> eine noch so vielgliederige<br />

Kette von Ursachen <strong>und</strong> Wirkungen würde gar keine<br />

Zeit, viel weniger eine endlose, ausfüllen; sondern<br />

alle zusammen wären in Einem Augenblick. Also<br />

schrumpft, unter der Annahme Ursache <strong>und</strong> Wirkung<br />

seien gleichzeitig, der <strong>Welt</strong>lauf zur Sache eines Augenblicks<br />

zusammen. <strong>Die</strong>ser Beweis ist dem analog,<br />

daß jedes Blatt Papier eine Dicke haben muß, weil<br />

sonst das ganze Buch keine hätte. Anzugeben, wann<br />

die Ursache aufhört <strong>und</strong> die Wirkung anfängt, ist in<br />

fast allen Fällen schwer <strong>und</strong> oft unmöglich. Denn die<br />

Veränderungen (d.h. die Succession der Zustände)<br />

sind ein Kontinuum, wie die Zeit, welche sie füllen,<br />

<strong>als</strong>o auch wie diese ins Unendliche theilbar. Aber ihre<br />

Reihenfolge ist so nothwendig bestimmt <strong>und</strong> unverkehrbar,<br />

wie die der Zeitmomente selbst: <strong>und</strong> jede von<br />

ihnen heißt in Beziehung auf die ihr vorhergegangene<br />

»Wirkung«, auf die ihr nachfolgende »Ursache«.<br />

Jede Veränderung in der materiellen <strong>Welt</strong> kann<br />

nur eintreten, sofern eine andere ihr unmittelbar<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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