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Die Welt als Wille und Vorstellung

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64993 Schopenhauer: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 1918<br />

der bildenden Künste haben, <strong>und</strong> daß ihre Schätzung<br />

weit mehr, <strong>als</strong> die aller andern, der Bildung <strong>und</strong><br />

Kenntniß bedarf. Wie unfehlbar macht hingegen eine<br />

schöne, das Herz treffende Melodie ihre Reise um das<br />

Erdenr<strong>und</strong>, <strong>und</strong> wandert eine vortreffliche Dichtung<br />

von Volk zu Volk. Daß die Großen <strong>und</strong> Reichen gerade<br />

den bildenden Künsten die kräftigste Unterstützung<br />

widmen <strong>und</strong> nur auf ihre Werke beträchtliche<br />

Summen verwenden, ja, heut zu Tage eine Idololatrie,<br />

im eigentlichen Sinne, für ein Bild von einem berühmten,<br />

alten Meister den Werth eines großen Landgutes<br />

hingiebt, <strong>Die</strong>s beruht hauptsächlich auf der Seltenheit<br />

der Meisterstücke, deren Besitz daher dem<br />

Stolze zusagt, sodann aber auch darauf, daß der<br />

Genuß derselben gar wenig Zeit <strong>und</strong> Anstrengung erfordert<br />

<strong>und</strong> jeden Augenblick, auf einen Augenblick,<br />

bereit ist; während Poesie <strong>und</strong> selbst Musik ungleich<br />

beschwerlichere Bedingungen stellen. Dem entsprechend<br />

lassen die bildenden Künste sich auch entbehren:<br />

ganze Völker, z.B. die Mohammedanischen, sind<br />

ohne sie; aber ohne Musik <strong>und</strong> Poesie ist keines.<br />

<strong>Die</strong> Absicht nun aber, in welcher der Dichter unsere<br />

Phantasie in Bewegung setzt, ist, uns die Ideen zu<br />

offenbaren, d.h. an einem Beispiel zu zeigen, was das<br />

Leben, was die <strong>Welt</strong> sei. Dazu ist die erste Bedingung,<br />

daß er es selbst erkannt habe: je nachdem dies<br />

tief oder flach geschehn ist, wird seine Dichtung aus-<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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