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Die Welt als Wille und Vorstellung

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65404 Schopenhauer: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 2329<br />

heit die alleinige Stufe, auf welcher der <strong>Wille</strong> sich<br />

verneinen <strong>und</strong> vom Leben ganz abwenden kann. Dem<br />

<strong>Wille</strong>n, der sich nicht verneint, verleiht jede Geburt<br />

einen neuen <strong>und</strong> verschiedenen Intellekt, – bis er die<br />

wahre Beschaffenheit des Lebens erkannt hat <strong>und</strong> in<br />

Folge hievon es nicht mehr will.<br />

Bei dem naturgemäßen Verlauf kommt im Alter<br />

das Absterben des Leibes dem Absterben des <strong>Wille</strong>ns<br />

entgegen. <strong>Die</strong> Sucht nach Genüssen verschwindet<br />

leicht mit der Fähigkeit zu denselben. Der Anlaß des<br />

heftigsten Wollens, der Brennpunkt des <strong>Wille</strong>ns, der<br />

Geschlechtstrieb, erlischt zuerst, wodurch der Mensch<br />

in einen Stand versetzt wird, der dem der Unschuld,<br />

die vor der Entwickelung des Genit<strong>als</strong>ystems dawar,<br />

ähnlich ist. <strong>Die</strong> Illusionen, welche Chimären <strong>als</strong><br />

höchst wünschenswerthe Güter darstellten, verschwinden,<br />

<strong>und</strong> an ihre Stelle tritt die Erkenntniß der<br />

Nichtigkeit aller irdischen Güter. <strong>Die</strong> Selbstsucht<br />

wird durch die Liebe zu den Kindern verdrängt, wodurch<br />

der Mensch schon anfängt mehr im fremden Ich<br />

zu leben, <strong>als</strong> im eigenen, welches nun bald nicht mehr<br />

seyn wird. <strong>Die</strong>ser Verlauf ist wenigstens der wünschenswerthe:<br />

es ist die Euthanasie des <strong>Wille</strong>ns. In<br />

Hoffnung auf denselben ist dem Brahmanen verordnet,<br />

nach Zurücklegung der besten Lebensjahre, Eigenthum<br />

<strong>und</strong> Familie zu verlassen <strong>und</strong> ein Einsiedlerleben<br />

zu führen. (Menü, B. 6.) Aber wenn, umge-<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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