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Die Welt als Wille und Vorstellung

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64581 Schopenhauer: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 1506<br />

sprechend ihrem Herabsetzen der Stimme um eine<br />

solche. Aber zugleich widerstreben jetzt die auftretenden<br />

thierischen Begierden <strong>und</strong> Leidenschaften der<br />

Vernünftigkeit, welche vorher herrschte, <strong>und</strong> <strong>Die</strong>s<br />

nimmt zu. Von der Unermüdlichkeit des <strong>Wille</strong>ns<br />

zeugt ferner der Fehler, welcher, mehr oder weniger,<br />

wohl allen Menschen von Natur eigen ist <strong>und</strong> nur<br />

durch Bildung bezwungen wird: die Voreiligkeit. Sie<br />

besteht darin, daß der <strong>Wille</strong> vor der Zeit an sein Geschäft<br />

eilt. <strong>Die</strong>ses nämlich ist das rein Aktive <strong>und</strong><br />

Exekutive, welches erst eintreten soll, nachdem das<br />

Explorative <strong>und</strong> Deliberative, <strong>als</strong>o das Erkennende,<br />

sein Geschäft völlig <strong>und</strong> ganz beendigt hat. Aber selten<br />

wird diese Zeit wirklich abgewartet. Kaum sind<br />

über die vorliegenden Umstände, oder die eingetretene<br />

Begebenheit, oder die mitgetheilte fremde Meinung,<br />

einige wenige Data von der Erkenntniß obenhin aufgefaßt<br />

<strong>und</strong> flüchtig zusammengerafft; so tritt schon<br />

aus der Tiefe des Gemüths der stets bereite <strong>und</strong> nie<br />

müde <strong>Wille</strong> unaufgefordert hervor, <strong>und</strong> zeigt sich <strong>als</strong><br />

Schreck, Furcht, Hoffnung, Freude, Begierde, Neid,<br />

Betrübniß, Eifer, Zorn, Wuth, <strong>und</strong> treibt zu raschen<br />

Worten oder Thaten, auf welche meistens Reue folgt,<br />

nachdem die Zeit gelehrt hat, daß das Hegemonikon,<br />

der Intellekt, mit seinem Geschäft des Auffassens <strong>und</strong><br />

der Umstände, Ueberlegens ihres Zusammenhanges<br />

<strong>und</strong> Beschließens des Rathsamen, nicht hat auch nur<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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