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Die Welt als Wille und Vorstellung

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64986 Schopenhauer: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 1911<br />

ersonnenen Gesicht zweifeln, ob es in der That ein<br />

mögliches sei, <strong>und</strong> ob nicht die Natur, <strong>als</strong> Meister<br />

aller Meister, es für eine Pfuscherei erklären würde,<br />

indem sie völlige Widersprüche darin nachwiese.<br />

<strong>Die</strong>s würde allerdings zu dem Gr<strong>und</strong>satz führen, daß<br />

auf historischen Bildern immer nur Porträtte figuriren<br />

dürften, welche dann freilich mit der größten Sorgfalt<br />

auszuwählen <strong>und</strong> in etwas zu idealisiren wären. Bekanntlich<br />

haben große Künstler immer gern nach lebenden<br />

Modellen gemalt <strong>und</strong> viele Porträtte angebracht.<br />

–<br />

Obgleich, wie im Text ausgeführt, der eigentliche<br />

Zweck der Malerei, wie der Kunst überhaupt, ist, uns<br />

die Auffassung der (Platonischen) Ideen der Wesen<br />

dieser <strong>Welt</strong> zu erleichtern, wobei wir zugleich in den<br />

Zustand des reinen, d.i. willenlosen, Erkennens versetzt<br />

werden; so kommt ihr außerdem noch eine<br />

davon unabhängige <strong>und</strong> für sich gehende Schönheit<br />

zu, welche hervorgebracht wird durch die bloße Harmonie<br />

der Farben, das Wohlgefällige der Gruppirung,<br />

die günstige Vertheilung des Lichts <strong>und</strong> Schattens<br />

<strong>und</strong> den Ton des ganzen Bildes. <strong>Die</strong>se ihr beigegebene,<br />

untergeordnete Art der Schönheit befördert den<br />

Zustand des reinen Erkennens <strong>und</strong> ist in der Malerei<br />

Das, was in der Poesie die Diktion, das Metrum <strong>und</strong><br />

der Reim ist: Beide nämlich sind nicht das Wesentliche,<br />

aber das zuerst <strong>und</strong> unmittelbar Wirkende. –<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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