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Die Welt als Wille und Vorstellung

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63148 Schopenhauer: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 73<br />

Auge den Leib sieht, die Hand ihn betastet. Folglich<br />

wird durch das bloße Gemeingefühl die Gestalt des<br />

eigenen Leibes uns nicht bekannt; sondern nur durch<br />

die Erkenntniß, nur in der <strong>Vorstellung</strong>, d.h. nur im<br />

Gehirn, stellt auch der eigene Leib allererst sich dar<br />

<strong>als</strong> ein Ausgedehntes, Gegliedertes, Organisches: ein<br />

Blindgeborner erhält diese <strong>Vorstellung</strong> erst allmälig,<br />

durch die Data, welche das Getast ihm giebt; ein<br />

Blinder ohne Hände würde seine Gestalt nie kennen<br />

lernen, oder höchstens aus der Einwirkung anderer<br />

Körper auf ihn allmälig dieselbe erschließen <strong>und</strong> konstruiren.<br />

Mit dieser Restriktion <strong>als</strong>o ist es zu verstehn,<br />

wenn wir den Leib unmittelbares Objekt nennen.<br />

Uebrigens sind, dem Gesagten zufolge, alle thierischen<br />

Leiber unmittelbare Objekte, d.h. Ausgangspunkte<br />

der Anschauung der <strong>Welt</strong>, für das Alles erkennende<br />

<strong>und</strong> eben deshalb nie erkannte Subjekt. Das Erkennen,<br />

mit dem durch dasselbe bedingten Bewegen<br />

auf Motive, ist daher der eigentliche Charakter der<br />

Thierheit, wie die Bewegung auf Reize der Charakter<br />

der Pflanze: das Unorganisirte aber hat keine andere<br />

Bewegung, <strong>als</strong> die durch eigentliche Ursachen im engsten<br />

Verstande bewirkte; welches Alles ich ausführlicher<br />

erörtert habe in der Abhandlung über den Satz<br />

vom Gr<strong>und</strong>e, 2. Aufl., § 20, in der Ethik, erste Abhandl.,<br />

III, <strong>und</strong> »Ueber das Sehn <strong>und</strong> die Farben«, §<br />

1; wohin ich <strong>als</strong>o verweise.<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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