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Die Welt als Wille und Vorstellung

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63855 Schopenhauer: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 780<br />

eingeprägt waren, sprach dennoch sich die innere, unmittelbare,<br />

intuitive Erkenntniß, von welcher allein<br />

alle Tugend <strong>und</strong> Heiligkeit ausgehn kann, auf die<br />

gleiche <strong>und</strong> nämliche Weise durch den Lebenswandel<br />

aus. Denn auch hier zeigt sich der in unserer ganzen<br />

Betrachtung so wichtige <strong>und</strong> überall durchgreifende,<br />

bisher zu wenig beachtete, große Unterschied zwischen<br />

der intuitiven <strong>und</strong> der abstrakten Erkenntniß.<br />

Zwischen beiden ist eine weite Kluft, über welche, in<br />

Hinsicht auf die Erkenntniß des Wesens der <strong>Welt</strong>, allein<br />

die Philosophie führt. Intuitiv nämlich, oder in<br />

concreto, ist sich eigentlich jeder Mensch aller philosophischen<br />

Wahrheiten bewußt: sie aber in sein abstraktes<br />

Wissen, in die Reflexion zu bringen, ist das<br />

Geschäft des Philosophen, der weiter nichts soll, noch<br />

kann.<br />

Vielleicht ist <strong>als</strong>o hier zum ersten Male, abstrakt<br />

<strong>und</strong> rein von allem Mythischen, das innere Wesen der<br />

Heiligkeit, Selbstverleugnung, Ertödtung des Eigenwillens,<br />

Askesis, ausgesprochen <strong>als</strong> Verneinung des<br />

<strong>Wille</strong>ns zum Leben, eintretend, nachdem ihm die vollendete<br />

Erkenntniß seines eigenen Wesens zum Quietiv<br />

alles Wollens geworden. Hingegen unmittelbar erkannt<br />

<strong>und</strong> durch die That ausgesprochen haben es alle<br />

jene Heiligen <strong>und</strong> Asketen, die, bei gleicher innerer<br />

Erkenntniß, eine sehr verschiedene Sprache führten,<br />

gemäß den Dogmen, die sie ein Mal in ihre Vernunft<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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