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Die Welt als Wille und Vorstellung

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65018 Schopenhauer: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 1943<br />

delnden oder Leidenden mehr Würde giebt: <strong>und</strong> da es<br />

bloß darauf ankommt, menschliche Leidenschaften<br />

ins Spiel zu setzen; so ist der relative Werth der Objekte,<br />

wodurch dies geschieht, gleichgültig, <strong>und</strong> Bauerhöfe<br />

leisten so viel, wie Königreiche. Auch ist das<br />

bürgerliche Trauerspiel keineswegs unbedingt zu verwerfen.<br />

Personen von großer Macht <strong>und</strong> Ansehn sind<br />

jedoch deswegen zum Trauerspiel die geeignetesten,<br />

weil das Unglück, an welchem wir das Schicksal des<br />

Menschenlebens erkennen sollen, eine hinreichende<br />

Größe haben muß, um dem Zuschauer, wer er auch<br />

sei, <strong>als</strong> furchtbar zu erscheinen. Euripides selbst sagt:<br />

pheu, pheu, ta megala, megala kai paschei kaka.<br />

(Stob. Flor. Vol. 2, p. 299.) Nun aber sind die Umstände,<br />

welche eine Bürgerfamilie in Noth <strong>und</strong> Verzweiflung<br />

versetzen, in den Augen der Großen oder<br />

Reichen meistens sehr geringfügig <strong>und</strong> durch menschliche<br />

Hülfe, ja bisweilen durch eine Kleinigkeit, zu<br />

beseitigen: solche Zuschauer können daher von ihnen<br />

nicht tragisch erschüttert werden. Hingegen sind die<br />

Unglücksfälle der Großen <strong>und</strong> Mächtigen unbedingt<br />

furchtbar, auch keiner Abhülfe von außen zugänglich;<br />

da Könige durch ihre eigene Macht sich helfen müssen,<br />

oder untergehn. Dazu kommt, daß von der Höhe<br />

der Fall am tiefsten ist. Den bürgerlichen Personen<br />

fehlt es demnach an Fallhöhe. –<br />

Wenn nun <strong>als</strong> die Tendenz <strong>und</strong> letzte Absicht des<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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