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Die Welt als Wille und Vorstellung

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65216 Schopenhauer: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 2141<br />

zeugen, wenn ihm eben so viele Weiber zu Gebote<br />

stehn; das Weib hingegen könnte, mit noch so vielen<br />

Männern, doch nur ein Kind im Jahr (von Zwillingsgeburten<br />

abgesehn) zur <strong>Welt</strong> bringen. Daher sieht er<br />

sich stets nach andern Weibern um; sie hingegen<br />

hängt fest dem Einen an: denn die Natur treibt sie, instinktmäßig<br />

<strong>und</strong> ohne Reflexion, sich den Ernährer<br />

<strong>und</strong> Beschützer der künftigen Brut zu erhalten. Demzufolge<br />

ist die eheliche Treue dem Manne künstlich,<br />

dem Weibe natürlich, <strong>und</strong> <strong>als</strong>o Ehebruch des Weibes,<br />

wie objektiv, wegen der Folgen, so auch subjektiv,<br />

wegen der Naturwidrigkeit, viel unverzeihlicher <strong>als</strong><br />

der des Mannes.<br />

Aber um gründlich zu seyn <strong>und</strong> die volle Ueberzeugung<br />

zu gewinnen, daß das Wohlgefallen am andern<br />

Geschlecht, so objektiv es uns dünken mag, doch<br />

bloß verlarvter Instinkt, d.i. Sinn der Gattung, welche<br />

ihren Typus zu erhalten strebt, ist, müssen wir sogar<br />

die bei diesem Wohlgefallen uns leitenden Rücksichten<br />

näher untersuchen <strong>und</strong> auf das Specielle derselben<br />

eingehn, so seltsam auch die hier zu erwähnenden<br />

Specialitäten in einem philosophischen Werke figuriren<br />

mögen. <strong>Die</strong>se Rücksichten zerfallen in solche,<br />

welche unmittelbar den Typus der Gattung, d.i. die<br />

Schönheit, betreffen, in solche, welche auf psychische<br />

Eigenschaften gerichtet sind, <strong>und</strong> endlich in bloß relative,<br />

welche aus der erforderten Korrektion oder Neu-<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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