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Die Welt als Wille und Vorstellung

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64340 Schopenhauer: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 1265<br />

Theologen, findet man zu allen Zeiten, berühmt, während<br />

sie leben, nachher bald vergessen. Ich rathe hingegen<br />

lieber <strong>Die</strong> zu lesen, welchen es umgekehrt ergangen:<br />

denn die Zeit ist kurz <strong>und</strong> kostbar.<br />

Wenn nun, allem hier Gesagten zufolge, weite, abstrakte,<br />

zumal aber durch keine Anschauung zu realisirende<br />

Begriffe nie die Erkenntnißquelle, der Ausgangspunkt,<br />

oder der eigentliche Stoff des Philosophirens<br />

seyn dürfen; so können doch bisweilen einzelne<br />

Resultate desselben so ausfallen, daß sie sich bloß in<br />

abstracto denken, nicht aber durch irgend eine Anschauung<br />

belegen lassen. Erkenntnisse dieser Art werden<br />

freilich auch nur halbe Erkenntnisse seyn: sie zeigen<br />

gleichsam nur den Ort an, wo das zu Erkennende<br />

liegt; aber es bleibt verhüllt. Daher soll man auch nur<br />

im äußersten Fall <strong>und</strong> wo man an den Gränzen der<br />

unsern Fähigkeiten möglichen Erkenntniß angelangt<br />

ist, sich mit dergleichen Begriffen begnügen. Ein Beispiel<br />

der Art wäre etwan der Begriff eines Seyns<br />

außer der Zeit; desgleichen der Satz: die Unzerstörbarkeit<br />

unsers wahren Wesens durch den Tod ist<br />

keine Fortdauer desselben. Bei Begriffen dieser Art<br />

wankt gleichsam der feste Boden, der unser sämmtliches<br />

Erkennen trägt: das Anschauliche. Daher darf<br />

zwar bisweilen <strong>und</strong> im Nothfall das Philosophiren in<br />

solche Erkenntnisse auslaufen, nie aber mit ihnen anheben.<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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