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Die Welt als Wille und Vorstellung

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64576 Schopenhauer: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 1501<br />

steigt in meinem Innern eine jubelnde, unaufhaltsame<br />

Freudigkeit auf, die sich über mein ganzes Wesen<br />

verbreitet <strong>und</strong> es in dauernden Besitz nimmt, zu meinem<br />

eigenen Erstaunen. Denn jetzt erst erfährt mein<br />

Intellekt, wie fest bereits mein <strong>Wille</strong> jenen Plan ergriffen<br />

hatte <strong>und</strong> wie gänzlich dieser ihm gemäß war,<br />

während der Intellekt ihn noch für ganz problematisch<br />

<strong>und</strong> jenem Skrupel schwerlich gewachsen gehalten<br />

hatte. – Oder, in einem andern Fall, ich bin mit großem<br />

Eifer eine gegenseitige Verbindlichkeit eingegangen,<br />

die ich meinen Wünschen sehr angemessen<br />

glaubte. Wie nun, beim Fortgang der Sache, die<br />

Nachtheile <strong>und</strong> Beschwerden fühlbar werden, werfe<br />

ich auf mich den Verdacht, daß ich was ich so eifrig<br />

betrieben wohl gar bereue: jedoch reinige ich mich<br />

davon, indem ich mir die Versicherung gebe, daß ich,<br />

auch ungeb<strong>und</strong>en, auf dem selben Wege fortfahren<br />

würde. Jetzt aber löst sich unerwartet die Verbindlichkeit<br />

von der andern Seite auf, <strong>und</strong> mit Erstaunen<br />

nehme ich wahr, daß dies zu meiner großen Freude<br />

<strong>und</strong> Erleichterung geschieht. – Oft wissen wir nicht<br />

was wir wünschen, oder was wir fürchten. Wir können<br />

Jahre lang einen Wunsch hegen, ohne ihn uns einzugestehn,<br />

oder auch nur zum klaren Bewußtsein<br />

kommen zu lassen; weil der Intellekt nichts davon erfahren<br />

soll; indem die gute Meinung, welche wir von<br />

uns selbst haben, dabei zu leiden hätte: wird er aber<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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