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Die Welt als Wille und Vorstellung

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65043 Schopenhauer: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 1968<br />

kommenste Ordnung zum Gr<strong>und</strong>e liegt, den heftigsten<br />

Kampf, der sich im nächsten Augenblick zur schönsten<br />

Eintracht gestaltet: es ist rerum concordia discors,<br />

ein treues <strong>und</strong> vollkommenes Abbild des Wesens<br />

der <strong>Welt</strong>, welche dahin rollt, im unübersehbaren<br />

Gewirre zahlloser Gestalten <strong>und</strong> durch stete Zerstörung<br />

sich selbst erhält. Zugleich nun aber sprechen<br />

aus dieser Symphonie alle menschlichen Leidenschaften<br />

<strong>und</strong> Affekte: die Freude, die Trauer, die Liebe, der<br />

Haß, der Schrecken, die Hoffnung u.s.w. in zahllosen<br />

Nüancen, jedoch alle gleichsam nur in abstracto <strong>und</strong><br />

ohne alle Besonderung: es ist ihre bloße Form, ohne<br />

den Stoff, wie eine bloße Geisterwelt, ohne Materie.<br />

Allerdings haben wir den Hang, sie, beim Zuhören,<br />

zu realisiren, sie, in der Phantasie, mit Fleisch <strong>und</strong><br />

Bein zu bekleiden <strong>und</strong> allerhand Scenen des Lebens<br />

<strong>und</strong> der Natur darin zu sehn. Jedoch befördert <strong>Die</strong>s,<br />

im Ganzen genommen, nicht ihr Verständniß, noch<br />

ihren Genuß, giebt ihr vielmehr einen fremdartigen,<br />

willkürlichen Zusatz: daher ist es besser, sie in ihrer<br />

Unmittelbarkeit <strong>und</strong> rein aufzufassen,<br />

Nachdem ich nun im Bisherigen, wie auch im<br />

Texte, die Musik allein von der metaphysischen Seite,<br />

<strong>als</strong>o hinsichtlich der innern Bedeutung ihrer Leistungen<br />

betrachtet habe, ist es angemessen, auch die Mittel,<br />

durch welche sie, auf unsern Geist wirkend, dieselben<br />

zu Stande bringt, einer allgemeinen Betrach-<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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