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Die Welt als Wille und Vorstellung

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63573 Schopenhauer: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 498<br />

vollends unerträglich, wenn es so weit abführt, daß<br />

die Darstellung gezwungener <strong>und</strong> gewaltsam herbeigezogener<br />

Deuteleien in das Alberne fällt. Dergleichen<br />

ist z.B. eine Schildkröte zur Andeutung weiblicher<br />

Eingezogenheit; das Herabblicken der Nemesis<br />

in den Busen ihres Gewandes, andeutend, daß sie<br />

auch ins Verborgene sieht; die Auslegung des Bellori,<br />

daß Hannibal Carracci die Wollust deswegen mit<br />

einem gelben Gewände bekleidet hat, weil er andeuten<br />

gewollt, daß ihre Freuden bald welken <strong>und</strong> gelb wie<br />

Stroh werden. – Wenn nun gar zwischen dem Dargestellten<br />

<strong>und</strong> dem dadurch angedeuteten Begriff durchaus<br />

keine auf Subsumtion unter jenen Begriff, oder<br />

auf Ideenassociation gegründete Verbindung ist; sondern<br />

Zeichen <strong>und</strong> Bezeichnetes ganz konventionell,<br />

durch positive, zufällig veranlaßte Satzung zusammenhängen:<br />

dann nenne ich diese Abart der Allegorie<br />

Symbol. So ist die Rose Symbol der Verschwiegenheit,<br />

der Lorbeer Symbol des Ruhmes, die Palme<br />

Symbol des Sieges, die Muschel Symbol der Pilgrimschaft,<br />

das Kreuz Symbol der christlichen Religion:<br />

dahin gehören auch alle Andeutungen durch bloße<br />

Farben unmittelbar, wie Gelb <strong>als</strong> Farbe der F<strong>als</strong>chheit,<br />

<strong>und</strong> Blau <strong>als</strong> Farbe der Treue. Dergleichen Symbole<br />

mögen im Leben oft von Nutzen seyn, aber der<br />

Kunst ist ihr Werth fremd: sie sind ganz wie Hieroglyphen,<br />

oder gar wie Chinesische Wortschrift anzu-<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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