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Die Welt als Wille und Vorstellung

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65016 Schopenhauer: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 1941<br />

der Hauptperson übrig bleibt, wie z.B. in »Heinrich<br />

VIII.« von Shakespeare. <strong>Die</strong> Einheit der Handlung<br />

braucht aber auch nicht so weit zu gehn, daß immerfort<br />

von der selben Sache geredet wird, wie in den<br />

Französischen Trauerspielen, welche sie überhaupt so<br />

strenge einhalten, daß der dramatische Verlauf einer<br />

geometrischen Linie ohne Breite gleicht: da heißt es<br />

stets »Nur vorwärts! Pensez à votre affaire!« <strong>und</strong> die<br />

Sache wird ganz geschäftsmäßig expedirt <strong>und</strong> depeschirt,<br />

ohne daß man sich mit Allotrien, die nicht zu<br />

ihr gehören, aufhalte, oder rechts, oder links umsehe.<br />

Das Shakespearesche Trauerspiel hingegen gleicht<br />

einer Linie, die auch Breite hat: es läßt sich Zeit, exspatiatur:<br />

es kommen Reden, sogar ganze Scenen<br />

vor, welche die Handlung nicht fördern, sogar sie<br />

nicht eigentlich angehn, durch welche wir jedoch die<br />

handelnden Personen, oder ihre Umstände näher kennen<br />

lernen, wonach wir dann auch die Handlung<br />

gründlicher verstehn. <strong>Die</strong>se bleibt zwar die Hauptsache,<br />

jedoch nicht so ausschließlich, daß wir darüber<br />

vergäßen, daß, in letzter Instanz, es auf die Darstellung<br />

des menschlichen Wesens <strong>und</strong> Daseyns überhaupt<br />

abgesehn ist. –<br />

Der dramatische, oder epische Dichter soll wissen,<br />

daß er das Schicksal ist, <strong>und</strong> daher unerbittlich seyn,<br />

wie dieses; – imgleichen, daß er der Spiegel des Menschengeschlechts<br />

ist, <strong>und</strong> daher sehr viele schlechte,<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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