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Die Welt als Wille und Vorstellung

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65055 Schopenhauer: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 1980<br />

verzögert; wodurch das Verlangen nach ihr verstärkt<br />

wird <strong>und</strong> ihr Eintritt desto mehr befriedigt: offenbar<br />

ein Analogen der durch Verzögerung erhöhten Befriedigung<br />

des <strong>Wille</strong>ns. <strong>Die</strong> vollkommene Kadenz erfordert<br />

den vorhergehenden Septimenackord auf der Dominante;<br />

weil nur auf das dringendeste Verlangen die<br />

am tiefsten gefühlte Befriedigung <strong>und</strong> gänzliche Beruhigung<br />

folgen kann. Durchgängig <strong>als</strong>o besteht die<br />

Musik in einem steten Wechsel von mehr oder minder<br />

beunruhigenden, d.i. Verlangen erregenden Ackorden,<br />

mit mehr oder minder beruhigenden <strong>und</strong> befriedigenden;<br />

eben wie das Leben des Herzens (der <strong>Wille</strong>) ein<br />

steter Wechsel von größerer oder geringerer Beunruhigung,<br />

durch Wunsch oder Furcht, mit eben so verschieden<br />

gemessener Beruhigung ist. Demgemäß besteht<br />

die harmonische Fortschreitung in der kunstgerechten<br />

Abwechselung der Dissonanz <strong>und</strong> Konsonanz.<br />

Eine Folge bloß konsonanter Ackorde würde<br />

übersättigend, ermüdend <strong>und</strong> leer seyn, wie der languor,<br />

den die Befriedigung aller Wünsche herbeiführt.<br />

Daher müssen Dissonanzen, obwohl sie beunruhigend<br />

<strong>und</strong> fast peinlich wirken, eingeführt werden,<br />

aber nur um, mit gehöriger Vorbereitung, wieder in<br />

Konsonanzen aufgelöst zu werden. Ja, es giebt eigentlich<br />

in der ganzen Musik nur zwei Gr<strong>und</strong>ackorde: den<br />

dissonanten Septimenackord <strong>und</strong> den harmonischen<br />

Dreiklang, <strong>als</strong> auf welche alle vorkommenden Ackor-<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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