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Die Welt als Wille und Vorstellung

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65230 Schopenhauer: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 2155<br />

Gattung über das durch sie Beide mögliche Individuum<br />

<strong>und</strong> die Kombination seiner Eigenschaften. Nach<br />

dem Resultat derselben fällt der Grad ihres Wohlgefallens<br />

an einander <strong>und</strong> ihres Begehrens nach einander<br />

aus. <strong>Die</strong>ses kann, nachdem es schon einen bedeutenden<br />

Grad erreicht hatte, plötzlich wieder erlöschen,<br />

durch die Entdeckung von Etwas, das vorhin unbemerkt<br />

geblieben war. – Dergestalt <strong>als</strong>o meditirt in<br />

Allen, die zeugungsfähig sind, der Genius der Gattung<br />

das kommende Geschlecht. <strong>Die</strong> Beschaffenheit<br />

desselben ist das große Werk, womit Kupido, unablässig<br />

thätig, spekulirend <strong>und</strong> sinnend, beschäftigt ist.<br />

Gegen die Wichtigkeit seiner großen Angelegenheit,<br />

<strong>als</strong> welche die Gattung <strong>und</strong> alle kommenden Geschlechter<br />

betrifft, sind die Angelegenheiten der Individuen,<br />

in ihrer ganzen ephemeren Gesammtheit, sehr<br />

geringfügig: daher ist er stets bereit, diese rücksichtslos<br />

zu opfern. Denn er verhält sich zu ihnen wie ein<br />

Unsterblicher zu Sterblichen, <strong>und</strong> seine Interessen zu<br />

den ihren wie unendliche zu endlichen. Im Bewußtsein<br />

<strong>als</strong>o, Angelegenheiten höherer Art, <strong>als</strong> alle solche,<br />

welche nur individuelles Wohl <strong>und</strong> Wehe betreffen,<br />

zu verwalten, betreibt er dieselben, mit erhabener<br />

Ungestörtheit, mitten im Getümmel des Krieges, oder<br />

im Gewühl des Geschäftslebens, oder zwischen dem<br />

Wüthen einer Pest, <strong>und</strong> geht ihnen nach bis in die Abgeschiedenheit<br />

des Klosters.<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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