02.11.2013 Aufrufe

Die Welt als Wille und Vorstellung

Die Welt als Wille und Vorstellung

Die Welt als Wille und Vorstellung

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

65131 Schopenhauer: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 2056<br />

darin festgehalten durch die gewiß eben so illusorische<br />

Furcht vor dem Tode. Beides entspringt unmittelbar<br />

aus dem <strong>Wille</strong>n, der an sich erkenntnißlos ist.<br />

Wäre, umgekehrt, der Mensch ein bloß erkennendes<br />

Wesen; so müßte der Tod ihm nicht nur gleichgültig,<br />

sondern sogar willkommen seyn. Jetzt lehrt die Betrachtung,<br />

zu der wir hier gelangt sind, daß was vom<br />

Tode getroffen wird, bloß das erkennende Bewußtseyn<br />

ist, hingegen der <strong>Wille</strong>, sofern er das Ding an<br />

sich ist, welches jeder individuellen Erscheinung zum<br />

Gr<strong>und</strong>e liegt, von allem auf Zeitbestimmungen Beruhenden<br />

frei, <strong>als</strong>o auch unvergänglich ist. Sein Streben<br />

nach Daseyn <strong>und</strong> Manifestation, woraus die <strong>Welt</strong> hervorgeht,<br />

wird stets erfüllt: denn diese begleitet ihn<br />

wie den Körper sein Schatten, indem sie bloß die<br />

Sichtbarkeit seines Wesens ist. Daß er in uns dennoch<br />

den Tod fürchtet, kommt daher, daß hier die Erkenntniß<br />

ihm sein Wesen bloß in der individuellen Erscheinung<br />

vorhält, woraus ihm die Täuschung entsteht, daß<br />

er mit dieser untergehe, etwan wie mein Bild im Spiegel,<br />

wenn man diesen zerschlägt, mit vernichtet zu<br />

werden scheint: <strong>Die</strong>ses <strong>als</strong>o, <strong>als</strong> seinem ursprünglichen<br />

Wesen, welches blinder Drang nach Daseyn ist,<br />

zuwider, erfüllt ihn mit Abscheu. Hieraus nun folgt,<br />

daß Dasjenige in uns, was allein den Tod zu fürchten<br />

fähig ist <strong>und</strong> ihn auch allein fürchtet, der <strong>Wille</strong>, von<br />

ihm nicht getroffen wird; <strong>und</strong> daß hingegen was von<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!