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Die Welt als Wille und Vorstellung

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65046 Schopenhauer: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 1971<br />

Substitute, das dem Intellekt Angemessene, <strong>als</strong> Bild<br />

der Befriedigung des <strong>Wille</strong>ns, <strong>und</strong> das jenem mehr<br />

oder weniger Widerstrebende, <strong>als</strong> Bild des größern<br />

oder geringem Schmerzes. Nur so verursacht die<br />

Musik uns nie wirkliches Leiden, sondern bleibt auch<br />

in ihren schmerzlichsten Ackorden noch erfreulich,<br />

<strong>und</strong> wir vernehmen gern in ihrer Sprache die geheime<br />

Geschichte unsers <strong>Wille</strong>ns <strong>und</strong> aller seiner Regungen<br />

<strong>und</strong> Strebungen, mit ihren mannigfaltigen Verzögerungen,<br />

Hemmnissen <strong>und</strong> Quaalen, selbst noch in den<br />

wehmüthigsten Melodien. Wo hingegen, in der Wirklichkeit<br />

<strong>und</strong> ihren Schrecken, unser <strong>Wille</strong> selbst das<br />

so Erregte <strong>und</strong> Gequälte ist; da haben wir es nicht mit<br />

Tönen <strong>und</strong> ihren Zahlenverhältnissen zu thun, sondern<br />

sind vielmehr jetzt selbst die gespannte, gekniffene<br />

<strong>und</strong> zitternde Saite.<br />

Weil nun ferner, in Folge der zum Gr<strong>und</strong>e gelegten<br />

physikalischen Theorie, das eigentlich Musikalische<br />

der Töne in der Proportion der Schnelligkeit ihrer Vibrationen,<br />

nicht aber in ihrer relativen Stärke liegt; so<br />

folgt das musikalische Gehör, bei der Harmonie, stets<br />

vorzugsweise dem höchsten Ton, nicht dem stärksten:<br />

daher sticht, auch bei der stärksten Orchesterbegleitung,<br />

der Sopran hervor <strong>und</strong> erhält dadurch ein natürliches<br />

Recht auf den Vortrag der Melodie, welches<br />

zugleich unterstützt wird durch seine, auf der selben<br />

Schnelligkeit der Vibrationen beruhende, große Be-<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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