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Die Welt als Wille und Vorstellung

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64981 Schopenhauer: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 1906<br />

ließe sich erklären, warum die Skulptur die Kunst der<br />

Alten, die Malerei die der christlichen Zeiten gewesen<br />

ist. –<br />

Bei der § 45 des ersten Bandes gegebenen Auseinandersetzung,<br />

daß das Herausfinden, Erkennen <strong>und</strong><br />

Feststellen des Typus der menschlichen Schönheit auf<br />

einer gewissen Anticipation derselben beruht <strong>und</strong><br />

daher zum Theil a priori begründet ist, finde ich noch<br />

hervorzuheben, daß diese Anticipation dennoch der<br />

Erfahrung bedarf, um durch sie angeregt zu werden;<br />

analog dem Instinkt der Thiere, welcher, obwohl das<br />

Handeln a priori leitend, dennoch in den Einzelheiten<br />

desselben der Bestimmung durch Motive bedarf. <strong>Die</strong><br />

Erfahrung <strong>und</strong> Wirklichkeit nämlich hält dem Intellekt<br />

des Künstlers menschliche Gestalten vor, welche,<br />

im einen oder andern Theil, der Natur mehr oder minder<br />

gelungen sind, ihn gleichsam um sein Urtheil darüber<br />

befragend, <strong>und</strong> ruft so, nach Sokratischer Methode,<br />

aus jener dunkeln Anticipation die deutliche <strong>und</strong><br />

bestimmte Erkenntniß des Ide<strong>als</strong> hervor. <strong>Die</strong>serhalb<br />

leistete es den Griechischen Bildhauern allerdings<br />

großen Vorschub, daß Klima <strong>und</strong> Sitte des Landes<br />

ihnen den ganzen Tag Gelegenheit gaben, halb nackte<br />

Gestalten, <strong>und</strong> in den Gymnasien auch ganz nackte zu<br />

sehn. Dabei forderte jedes Glied ihren plastischen<br />

Sinn auf zur Beurtheilung <strong>und</strong> zur Vergleichung desselben<br />

mit dem Ideal, welches unentwickelt in ihrem<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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