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Die Welt als Wille und Vorstellung

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63871 Schopenhauer: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 796<br />

schingsnacht neckten <strong>und</strong> beunruhigten. Das Leben<br />

<strong>und</strong> seine Gestalten schweben nur noch vor ihm, wie<br />

eine flüchtige Erscheinung, wie dem Halberwachten<br />

ein leichter Morgentraum, durch den schon die Wirklichkeit<br />

durchschimmert <strong>und</strong> der nicht mehr täuschen<br />

kann: <strong>und</strong> eben auch wie dieser verschwinden sie zuletzt,<br />

ohne gewaltsamen Uebergang. Aus diesen Betrachtungen<br />

können wir verstehn lernen, in welchem<br />

Sinne die Guion, gegen das Ende ihrer Lebensbeschreibung,<br />

sich oft so äußert: »Mir ist Alles gleichgültig:<br />

ich kann Nichts mehr wollen: ich weiß oft<br />

nicht, ob ich da bin oder nicht.« – Auch sei es mir<br />

vergönnt, um auszudrücken, wie nach dem Absterben<br />

des <strong>Wille</strong>ns, der Tod des Leibes (der ja nur die Erscheinung<br />

des <strong>Wille</strong>ns ist, mit dessen Aufhebung er<br />

daher alle Bedeutung verliert) nun nichts Bitteres<br />

mehr haben kann, sondern sehr willkommen ist, – die<br />

eigenen Worte jener heiligen Büßerin herzusetzen,<br />

obwohl sie nicht zierlich gewendet sind: »Midi de la<br />

gloire; jour où il n'y a plus de nuit; vie qui ne craint<br />

plus la mort, dans la mort meme: parceque la mort<br />

a vaincu la mort, et que celui qui a souffert la première<br />

mort, ne goutera plus la seconde mort.« (Vie<br />

de Mad. de Guion, Bd. 2, S. 13.)<br />

Indessen dürfen wir doch nicht meinen, daß, nachdem<br />

durch die zum Quietiv gewordene Erkenntniß,<br />

die Verneinung des <strong>Wille</strong>ns zum Leben ein Mal ein-<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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