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Die Welt als Wille und Vorstellung

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65271 Schopenhauer: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 2196<br />

Der Akt nun aber, durch welchen der <strong>Wille</strong> sich bejaht<br />

<strong>und</strong> der Mensch entsteht, ist eine Handlung,<br />

deren Alle sich im Innersten schämen, die sie daher<br />

sorgfältig verbergen, ja, auf welcher betroffen sie erschrecken,<br />

<strong>als</strong> wären sie bei einem Verbrechen ertappt<br />

worden. Es ist eine Handlung, deren man bei kalter<br />

Ueberlegung meistens mit Widerwillen, in erhöhter<br />

Stimmung mit Abscheu gedenkt. Näher auf dieselbe<br />

in diesem Sinne eingehende Betrachtungen liefert<br />

Montaigne, im 5. Kapitel des dritten Buches, unter<br />

der Randglosse: ce que c'est que l'amour. Eine eigenthümliche<br />

Betrübniß <strong>und</strong> Reue folgt ihr auf dem<br />

Fuße, ist jedoch am fühlbarsten nach der erstmaligen<br />

Vollziehung derselben, überhaupt aber um so deutlicher,<br />

je edler der Charakter ist. Selbst Plinius, der<br />

Heide, sagt daher: Homini tantum primi coitus poenitentia:<br />

augurium scilicet vitae, a poenitenda origine<br />

(Hist. nat., X, 83). Und andererseits, was treiben<br />

<strong>und</strong> singen, in Goethes »Faust«, Teufel <strong>und</strong> Hexen<br />

auf ihrem Sabbath? Unzucht <strong>und</strong> Zoten. Was docirt<br />

eben daselbst (in den vortrefflichen Paralipomenis<br />

zum Faust), vor der versammelten Menge, der leibhaftige<br />

Satan? – Unzucht <strong>und</strong> Zoten; nichts weiter. –<br />

Aber einzig <strong>und</strong> allein mittelst der fortwährenden<br />

Ausübung einer so beschaffenen Handlung besteht<br />

das Menschengeschlecht. – Hätte nun der Optimismus<br />

Recht, wäre unser Daseyn das dankbar zu erkennende<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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