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Die Welt als Wille und Vorstellung

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63698 Schopenhauer: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 623<br />

ken, abweichen, umkehren, sich Reue <strong>und</strong> Schmerz<br />

bereiten: dies Alles, weil er, im Großen <strong>und</strong> Kleinen,<br />

so Vieles <strong>als</strong> dem Menschen möglich <strong>und</strong> erreichbar<br />

vor sich sieht, <strong>und</strong> noch nicht weiß, was davon allein<br />

ihm gemäß <strong>und</strong> ihm ausführbar, ja, auch nur ihm genießbar<br />

ist. Er wird daher Manchen um eine Lage <strong>und</strong><br />

Verhältnisse beneiden, die doch nur dessen Charakter,<br />

nicht dem seinigen, angemessen sind, <strong>und</strong> in denen er<br />

sich unglücklich fühlen würde, wohl gar es nicht ein<br />

Mal aushaken könnte. Denn wie dem Fische nur im<br />

Wasser, dem Vogel nur in der Luft, dem Maulwurf<br />

nur unter der Erde wohl ist, so jedem Menschen nur in<br />

der ihm angemessenen Atmosphäre; wie denn z.B. die<br />

Hofluft nicht Jedem respirabel ist. Aus Mangel an genügsamer<br />

Einsicht in alles <strong>Die</strong>ses wird Mancher allerlei<br />

mißlingende Versuche machen, wird seinem Charakter<br />

im Einzelnen Gewalt anthun, <strong>und</strong> im Ganzen<br />

ihm doch wieder nachgeben müssen: <strong>und</strong> was er so,<br />

gegen seine Natur, mühsam erlangt, wird ihm keinen<br />

Genuß geben; was er so erlernt, wird todt bleiben; ja<br />

sogar in ethischer Hinsicht wird eine nicht aus reinem,<br />

unmittelbarem Antriebe, sondern aus einem Begriff,<br />

einem Dogma entsprungene, für seinen Charakter<br />

zu edle That, durch nachfolgende egoistische<br />

Reue, alles Verdienst verlieren, selbst in seinen eigenen<br />

Augen. Velle non discitur. Wie wir der Unbiegsamkeit<br />

der fremden Charaktere erst durch die Erfah-<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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