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Die Welt als Wille und Vorstellung

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63653 Schopenhauer: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 578<br />

<strong>als</strong> müsse er ewig leben; was so weit geht, daß sich<br />

sagen ließe, keiner habe eine eigentlich lebendige<br />

Ueberzeugung von der Gewißheit seines Todes, da<br />

sonst zwischen seiner Stimmung <strong>und</strong> der des verurtheilten<br />

Verbrechers kein so großer Unterschied<br />

seyn könnte; sondern jeder erkenne zwar jene Gewißheit<br />

in abstracto <strong>und</strong> theoretisch an, lege sie jedoch,<br />

wie andere theoretische Wahrheiten, die aber auf die<br />

Praxis nicht anwendbar sind, bei Seite, ohne sie irgend<br />

in sein lebendiges Bewußtseyn aufzunehmen.<br />

Wer diese Eigenthümlichkeit der menschlichen Sinnesart<br />

wohl beachtet, wird einsehn, daß die psychologischen<br />

Erklärungsarten derselben, aus der Gewohnheit<br />

<strong>und</strong> dem Sichzufriedengeben über das Unvermeidliche,<br />

keineswegs ausreichen, sondern der Gr<strong>und</strong><br />

derselben der angegebene, tiefer liegende ist. Aus<br />

demselben ist es auch zu erklären, warum zu allen<br />

Zeiten, bei allen Völkern, Dogmen von Irgend einer<br />

Art von Fortdauer des Individuums nach dem Tode<br />

sich finden <strong>und</strong> in Ansehn stehn, da doch die Beweise<br />

dafür immer höchst unzulänglich seyn mußten, die für<br />

das Gegentheil aber stark <strong>und</strong> zahlreich, ja, dieses eigentlich<br />

keines Beweises bedarf, sondern vom ges<strong>und</strong>en<br />

Verstande <strong>als</strong> Thatsache erkannt wird <strong>und</strong> <strong>als</strong> solche<br />

bekräftigt durch die Zuversicht, daß die Natur so<br />

wenig lügt <strong>als</strong> irrt, sondern ihr Thun <strong>und</strong> Wesen offen<br />

darlegt, sogar naiv ausspricht, während nur wir selbst<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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