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Die Welt als Wille und Vorstellung

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65137 Schopenhauer: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 2062<br />

es, der im Todesangst leidenden Individuo verzagt,<br />

indem er der, durch das principium individuationis<br />

hervorgebrachten Täuschung unterliegt, daß seine<br />

Existenz auf die des jetzt sterbenden Wesens beschränkt<br />

sei: diese Täuschung gehört zu dem schweren<br />

Traum, in welchen er <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> zum Leben verfallen<br />

ist. Aber man könnte zu dem Sterbenden sagen:<br />

»Du hörst auf, etwas zu seyn, welches du besser gethan<br />

hättest, nie zu werden.«<br />

Solange keine Verneinung jenes <strong>Wille</strong>ns eingetreten,<br />

ist was der Tod von uns übrig läßt der Keim <strong>und</strong><br />

Kern eines ganz andern Daseyns, in welchem ein<br />

neues Individuum sich wiederfindet, so frisch <strong>und</strong> ursprünglich,<br />

daß es über sich selbst verw<strong>und</strong>ert brütet.<br />

Daher der schwärmerische <strong>und</strong> träumerische Hang<br />

edler Jünglinge, zur Zeit wo dieses frische Bewußtseyn<br />

sich eben ganz entfaltet hat. Was für das Individuum<br />

der Schlaf, das ist für den <strong>Wille</strong>n <strong>als</strong> Ding an<br />

sich der Tod. Er würde es nicht aushaken, eine Unendlichkeit<br />

hindurch das selbe Treiben <strong>und</strong> Leiden,<br />

ohne wahren Gewinn, fortzusetzen, wenn ihm Erinnerung<br />

<strong>und</strong> Individualität bliebe. Er wirft sie ab, dies ist<br />

der Lethe, <strong>und</strong> tritt, durch diesen Todesschlaf erfrischt<br />

<strong>und</strong> mit einem andern Intellekt ausgestattet, <strong>als</strong> ein<br />

neues Wesen wieder auf: »Zu neuen Ufern lockt ein<br />

neuer Tag!« –<br />

Als sich bejahender <strong>Wille</strong> zum Leben hat der<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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