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Die Welt als Wille und Vorstellung

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64627 Schopenhauer: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 1552<br />

schwätzige, gedächtnißlose, halb bewußtlose, endlich<br />

ganz kindische Alter.<br />

Der <strong>Wille</strong> hingegen wird von allem diesem Werden,<br />

Wechsel <strong>und</strong> Wandel nicht mitgetroffen, sondern<br />

ist, vom Anfang bis zum Ende, unveränderlich der<br />

selbe. Das Wollen braucht nicht, wie das Erkennen,<br />

erlernt zu werden, sondern geht sogleich vollkommen<br />

von Statten. Das Neugeborene bewegt sich ungestüm,<br />

tobt <strong>und</strong> schreit: es will auf das heftigste; obschon es<br />

noch nicht weiß, was es will. Denn das Medium der<br />

Motive, der Intellekt, ist noch ganz unentwickelt: der<br />

<strong>Wille</strong> ist über die Außenwelt, wo seine Gegenstände<br />

liegen, im Dunkeln, <strong>und</strong> tobt jetzt wie ein Gefangener<br />

gegen die Wände <strong>und</strong> Gitter seines Kerkers. Doch allmälig<br />

wird es Licht: <strong>als</strong>bald geben die Gr<strong>und</strong>züge des<br />

allgemeinen menschlichen Wollens <strong>und</strong> zugleich die<br />

hier vorhandene individuelle Modifikation derselben<br />

sich k<strong>und</strong>. Der schon hervortretende Charakter zeigt<br />

sich zwar erst in schwachen <strong>und</strong> schwankenden<br />

Zügen, wegen der mangelhaften <strong>Die</strong>nstleistung des<br />

Intellekts, der ihm die Motive vorzuhalten hat; aber<br />

für den aufmerksamen Beobachter kündigt er bald<br />

seine vollständige Gegenwart an, <strong>und</strong> in Kurzem wird<br />

sie unverkennbar. <strong>Die</strong> Charakterzüge treten hervor,<br />

welche für das ganze Leben bleibend sind: die Hauptrichtungen<br />

des <strong>Wille</strong>ns, die leicht erregbaren Affekte,<br />

die vorherrschende Leidenschaft, sprechen sich aus.<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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