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Die Welt als Wille und Vorstellung

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63566 Schopenhauer: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 491<br />

werkes. In ihrer kräftigen Ursprünglichkeit wird sie<br />

nur aus dem Leben selbst, aus der Natur, aus der <strong>Welt</strong><br />

geschöpft, <strong>und</strong> auch nur von dem ächten Genius, oder<br />

von dem für den Augenblick bis zur Genialität Begeisterten.<br />

Nur aus solcher unmittelbaren Empfängniß<br />

entstehn ächte Werke, die unsterbliches Leben in sich<br />

tragen. Eben weil die Idee anschaulich ist <strong>und</strong> bleibt,<br />

ist sich der Künstler der Absicht <strong>und</strong> des Zieles seines<br />

Werkes nicht in abstracto bewußt; nicht ein Begriff,<br />

sondern eine Idee schwebt ihm vor: daher kann er von<br />

seinem Thun keine Rechenschaft geben: er arbeitet,<br />

wie die Leute sich ausdrücken, aus bloßem Gefühl<br />

<strong>und</strong> unbewußt, ja instinktmäßig. Hingegen Nachahmer,<br />

Manieristen, imitatores, servum pecus, gehn in<br />

der Kunst vom Begriff aus: sie merken sich was in<br />

ächten Werken gefällt <strong>und</strong> wirkt, machen sich es deutlich,<br />

fassen es im Begriff, <strong>als</strong>o abstrakt, auf, <strong>und</strong><br />

ahmen es nun, offen oder versteckt, mit kluger Absichtlichkeit<br />

nach. Sie saugen, gleich parasitischen<br />

Pflanzen, ihre Nahrung aus fremden Werken, <strong>und</strong> tragen,<br />

gleich den Polypen, die Farbe ihrer Nahrung. Ja,<br />

man könnte, im Vergleichen noch weiter gehend, behaupten,<br />

sie glichen Maschinen, die, was man hineinlegt,<br />

zwar sehr fein zerhacken <strong>und</strong> durch einander<br />

mengen, aber nie verdauen können, so daß sich die<br />

fremden Bestandtheile noch immer wiederfinden, aus<br />

der Mischung hervorsuchen <strong>und</strong> sondern ließen: der<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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