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Die Welt als Wille und Vorstellung

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63678 Schopenhauer: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 603<br />

dium der Erkenntniß auf ihn einwirken, die Erkenntniß<br />

aber veränderlich ist, zwischen Irrthum <strong>und</strong><br />

Wahrheit oft hin <strong>und</strong> her schwankt, in der Regel jedoch<br />

im Fortgange des Lebens immer mehr berichtigt<br />

wird, freilich in sehr verschiedenen Graden; so kann<br />

die Handlungsweise eines Menschen merklich verändert<br />

werden, ohne daß man daraus auf eine Veränderung<br />

seines Charakters zu schließen berechtigt wäre.<br />

Was der Mensch eigentlich <strong>und</strong> überhaupt will, die<br />

Anstrebung seines Innersten Wesens <strong>und</strong> das Ziel,<br />

dem er ihr gemäß nachgeht, <strong>Die</strong>s können wir durch<br />

äußere Einwirkung auf ihn, durch Belehrung, nimmermehr<br />

ändern: sonst könnten wir ihn Umschaffen. Seneka<br />

sagt vortrefflich: velle non discitur; wobei er die<br />

Wahrheit seinen Stoikern vorzieht, welche lehrten, didaktên<br />

einai tên aretên (doceri posse virtutem). Von<br />

außen kann auf den <strong>Wille</strong>n allein durch Motive gewirkt<br />

werden. <strong>Die</strong>se können aber nie den <strong>Wille</strong>n<br />

selbst ändern: denn sie selbst haben Macht über ihn<br />

nur unter der Voraussetzung, daß er gerade ein solcher<br />

ist, wie er ist. Alles, was sie können, ist <strong>als</strong>o, daß<br />

sie die Richtung seines Strebens ändern, d.h. machen,<br />

daß er Das, was er unveränderlich sucht, auf einem<br />

andern Wege suche, <strong>als</strong> bisher. Daher kann Belehrung,<br />

verbesserte Erkenntniß, <strong>als</strong>o Einwirkung von<br />

außen, zwar ihn lehren, daß er in den Mitteln irrte,<br />

<strong>und</strong> kann demnach machen, daß er das Ziel, dem er,<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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