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Die Welt als Wille und Vorstellung

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63645 Schopenhauer: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 570<br />

deren beständige Wiedererzeugung ihr einziger Trieb<br />

ist: zur vollständigem Befriedigung desselben steigert<br />

sie sich, mittelst der Stufenleiter der Metamorphose,<br />

endlich bis zur Blüthe <strong>und</strong> Frucht, jenem Kompendium<br />

ihres Daseyns <strong>und</strong> Strebens, in welchem sie nun<br />

auf einem kurzem Wege Das erlangt, was ihr einziges<br />

Ziel ist, <strong>und</strong> nunmehr mit Einem Schlage tausendfach<br />

vollbringt, was sie bis dahin im Einzelnen wirkte:<br />

Wiederholung ihrer selbst. Ihr Treiben bis zur Frucht<br />

verhält sich zu dieser, wie die Schrift zur Buchdruckerei.<br />

Offenbar ist es beim Thiere ganz das Selbe. Der<br />

Ernährungsproceß ist ein stetes Zeugen, der Zeugungsproceß<br />

ein höher potenzirtes Ernähren; die Wollust<br />

bei der Zeugung die höher potenzirte Behaglichkeit<br />

des Lebensgefühls. Andererseits ist die Exkretion,<br />

das stete Aushauchen <strong>und</strong> Abwerfen von Materie,<br />

das Selbe, was in erhöhter Potenz der Tod, der Gegensatz<br />

der Zeugung, ist. Wie wir nun hiebei allezeit<br />

zufrieden sind, die Form zu erhalten, ohne die abgeworfene<br />

Materie zu betrauern; so haben wir uns auf<br />

gleiche Weise zu verhalten, wenn im Tode das Selbe<br />

in erhöhter Potenz <strong>und</strong> im Ganzen geschieht, was täglich<br />

<strong>und</strong> stündlich im Einzelnen bei der Exkretion vor<br />

sich geht: wie wir beim erstem gleichgültig sind, sollten<br />

wir beim andern nicht zurückbeben. Von diesem<br />

Standpunkt aus erscheint es daher eben so verkehrt,<br />

die Fortdauer seiner Individualität zu verlangen, wel-<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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