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Die Welt als Wille und Vorstellung

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63635 Schopenhauer: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 560<br />

keine Pflichtenlehre zu erwarten hat; noch weniger<br />

soll ein allgemeines Moral-Princip, gleichsam ein<br />

Universal-Recept zur Hervorbringung aller Tugenden<br />

angegeben werden. Auch werden wir von keinem<br />

»unbedingten Sollen« reden, weil solches, wie im<br />

Anhang ausgeführt, einen Widerspruch enthält, noch<br />

auch von einem »Gesetz für die Freiheit«, welches<br />

sich im selben Fall befindet. Wir werden überhaupt<br />

ganz <strong>und</strong> gar nicht von Sollen reden: denn so redet<br />

man zu Kindern <strong>und</strong> zu Völkern in ihrer Kindheit,<br />

nicht aber zu Denen, welche die ganze Bildung einer<br />

mündig gewordenen Zeit sich angeeignet haben. Es<br />

ist doch wohl handgreiflicher Widerspruch, den <strong>Wille</strong>n<br />

frei zu nennen <strong>und</strong> doch ihm Gesetze vorzuschreiben,<br />

nach denen er wollen soll; – »wollen soll« – hölzernes<br />

Eisen! In Folge unserer ganzen Ansicht aber<br />

ist der <strong>Wille</strong> nicht nur frei, sondern sogar allmächtig:<br />

aus ihm ist nicht nur sein Handeln, sondern auch<br />

seine <strong>Welt</strong>; <strong>und</strong> wie er ist, so erscheint sein Handeln,<br />

so erscheint seine <strong>Welt</strong>: seine Selbsterkenntniß sind<br />

Beide <strong>und</strong> sonst nichts: er bestimmt sich <strong>und</strong> eben<br />

damit Beide: denn außer ihm ist nichts, <strong>und</strong> sie sind<br />

er selbst: nur so ist er wahrhaft autonomisch; nach<br />

jeder andern Ansicht aber heteronomisch. Unser philosophisches<br />

Bestreben kann bloß dahin gehn, das<br />

Handeln des Menschen, die so verschiedenen, ja entgegengesetzten<br />

Maximen, deren lebendiger Ausdruck<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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