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Die Welt als Wille und Vorstellung

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63707 Schopenhauer: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 632<br />

reichtes Ziel ein Ende macht, das daher keiner endlichen<br />

Befriedigung fähig ist, sondern nur durch Hemmung<br />

aufgehalten werden kann, an sich aber ins Unendliche<br />

geht. Wir sahen dies an der einfachsten aller<br />

Naturerscheinungen, der Schwere, die nicht aufhört zu<br />

streben <strong>und</strong> nach einem ausdehnungslosen Mittelpunkt,<br />

dessen Erreichung ihre <strong>und</strong> der Materie Vernichtung<br />

wäre, zu drängen, nicht aufhört, wenn auch<br />

schon das ganze <strong>Welt</strong>all zusammengeballt wäre. Wir<br />

sehn es in den andern einfachen Naturerscheinungen:<br />

das Feste strebt, sei es durch Schmelzen oder durch<br />

Auflösung, nach Flüssigkeit, wo allein seine chemischen<br />

Kräfte frei werden: Starrheit ist ihre Gefangenschaft,<br />

in der sie von der Kälte gehalten werden. Das<br />

Flüssige strebt nach Dunstgestalt, in welche es, sobald<br />

es nur von allem Druck befreit ist, sogleich übergeht.<br />

Kein Körper ist ohne Verwandtschaft, d.i. ohne<br />

Streben, oder ohne Sucht <strong>und</strong> Begier, wie Jakob<br />

Böhme sagen würde. <strong>Die</strong> Elektricität pflanzt ihre innere<br />

Selbstentzweiung ins Unendliche fort, wenn<br />

gleich die Masse des Erdballs die Wirkung verschlingt.<br />

Der Galvanismus ist, so lange die Säule lebt,<br />

ebenfalls ein zwecklos unaufhörlich erneuerter Akt<br />

der Selbstentzweiung <strong>und</strong> Versöhnung. Eben ein solches<br />

rastloses, nimmer befriedigtes Streben ist das<br />

Daseyn der Pflanze, ein unaufhörliches Treiben, durch<br />

immer höher gesteigerte Formen, bis der Endpunkt,<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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