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Die Welt als Wille und Vorstellung

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65382 Schopenhauer: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 2307<br />

überhaupt heiter, ja, zum Theil lustige Lieder. So<br />

wird denn auch jener, auf die Predigt folgende Kirchen-Tanz<br />

vom Gesänge der Uebrigen begleitet: taktmäßig<br />

<strong>und</strong> lebhaft ausgeführt schließt er mit einer<br />

Gallopade, die bis zur Erschöpfung fortgesetzt wird.<br />

Zwischen jedem Tanz ruft einer ihrer Lehrer laut aus:<br />

»Gedenket, daß ihr euch freuet vor dem Herrn, euer<br />

Fleisch ertödtet zu haben! denn <strong>Die</strong>ses hier ist der alleinige<br />

Gebrauch, den wir von unsern widerspänstigen<br />

Gliedern machen.« An die Ehelosigkeit knüpfen<br />

sich von selbst die meisten übrigen Bestimmungen.<br />

Es giebt keine Familie, daher auch kein Privateigenthum,<br />

sondern Gütergemeinschaft. Alle sind gleich<br />

gekleidet, quäkermäßig <strong>und</strong> mit großer Reinlichkeit.<br />

Sie sind industriell <strong>und</strong> fleißig: Müßiggang wird nicht<br />

geduldet. Auch haben sie die beneidenswerthe Vorschrift,<br />

alles unnöthige Geräusch zu vermeiden, wie<br />

Schreien, Thürenwerfen, Peitschenknallen, starkes<br />

Klopfen u.s.w. Ihre Lebensregel sprach Einer von<br />

ihnen so aus: »Führet ein Leben der Unschuld <strong>und</strong><br />

Reinheit, liebt euren Nächsten, wie euch selbst, lebt<br />

mit allen Menschen in Frieden <strong>und</strong> enthaltet euch des<br />

Krieges, Blutvergießens <strong>und</strong> aller Gewaltthätigkeiten<br />

gegen Andere, wie auch alles Trachtens nach weltlicher<br />

Ehre <strong>und</strong> Auszeichnung. Gebt Jedem das Seine,<br />

<strong>und</strong> beobachtet Heiligkeit: denn ohne diese kann Keiner<br />

den Herrn schauen. Thut Allen Gutes, so weit Ge-<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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