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Die Welt als Wille und Vorstellung

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63470 Schopenhauer: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 395<br />

Stuhl sucht, <strong>und</strong> dann Interessirt es ihn nicht weiter.<br />

Daher wird er so schnell mit Allem fertig, mit Kunstwerken,<br />

schönen Naturgegenständen <strong>und</strong> dem eigentlich<br />

überall bedeutsamen Anblick des Lebens in allen<br />

seinen Scenen. Er aber weilt nicht: nur seinen Weg im<br />

Leben sucht er, allenfalls auch Alles, was irgend ein<br />

Mal sein Weg werden könnte, <strong>als</strong>o topographische<br />

Notizen im weitesten Sinn: mit der Betrachtung des<br />

Lebens selbst <strong>als</strong> solchen verliert er keine Zeit. Der<br />

Geniale dagegen, dessen Erkenntnißkraft, durch ihr<br />

Uebergewicht, sich dem <strong>Die</strong>nste seines <strong>Wille</strong>ns, auf<br />

einen Theil seiner Zeit, entzieht, verweilt bei der Betrachtung<br />

des Lebens selbst, strebt die Idee jedes Dinges<br />

zu erfassen, nicht dessen Relationen zu andern<br />

Dingen: darüber vernachlässigt er häufig die Betrachtung<br />

seines eigenen Weges im Leben, <strong>und</strong> geht solchen<br />

daher meistens ungeschickt genug. Während<br />

dem gewöhnlichen Menschen sein Erkenntnißvermögen<br />

die Laterne ist, die seinen Weg beleuchtet, ist es<br />

dem Genialen die Sonne, welche die <strong>Welt</strong> offenbar<br />

macht. <strong>Die</strong>se so verschiedene Weise in das Leben<br />

hineinzusehn, wird bald sogar im Aeußern Beider<br />

sichtbar. Der Blick des Menschen, in welchem der<br />

Genius lebt <strong>und</strong> wirkt, zeichnet ihn leicht aus, indem<br />

er, lebhaft <strong>und</strong> fest zugleich, den Charakter der Beschaulichkeit,<br />

der Kontemplation trägt; wie wir an<br />

den Bildnissen der wenigen genialen Köpfe, welche<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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