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Die Welt als Wille und Vorstellung

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65006 Schopenhauer: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 1931<br />

entschieden im Vortheil, <strong>und</strong> ergiebt sich, daß die<br />

klassische Poesie eine unbedingte, die romantische<br />

nur eine bedingte Wahrheit <strong>und</strong> Richtigkeit hat; analog<br />

der Griechischen <strong>und</strong> der Gothischen Baukunst. –<br />

Andererseits ist jedoch hier zu bemerken, daß alle<br />

dramatischen, oder erzählenden Dichtungen, welche<br />

den Schauplatz nach dem alten Griechenland oder<br />

Rom versetzen, dadurch in Nachtheil gerathen, daß<br />

unsere Kenntniß des Alterthums, besonders was das<br />

Detail des Lebens betrifft, unzureichend, fragmentarisch<br />

<strong>und</strong> nicht aus der Anschauung geschöpft ist.<br />

<strong>Die</strong>s nämlich nöthigt den Dichter Vieles zu umgehn<br />

<strong>und</strong> sich mit Allgemeinheiten zu behelfen, wodurch er<br />

ins Abstrakte geräth <strong>und</strong> sein Werk jene Anschaulichkeit<br />

<strong>und</strong> Individualisation einbüßt, welche der Poesie<br />

durchaus wesentlich ist. <strong>Die</strong>s ist es, was allen solchen<br />

Werken den eigenthümlichen Anstrich von Leerheit<br />

<strong>und</strong> Langweiligkeit giebt. Bloß Shakespeare's Darstellungen<br />

der Art sind frei davon; weil er, ohne Zaudern,<br />

unter den Namen von Griechen <strong>und</strong> Römern,<br />

Engländer seines Zeitalters dargestellt hat.-<br />

Manchen Meisterstücken der lyrischen Poesie, namentlich<br />

einigen Oden des Horaz (man sehe z.B. die<br />

zweite des dritten Buchs) <strong>und</strong> mehreren Liedern Goethes<br />

(z, B. Schäfers Klagelied), ist vorgeworfen worden,<br />

daß sie des rechten Zusammenhanges entbehrten<br />

<strong>und</strong> voller Gedankensprünge wären. Allein hier ist der<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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