02.11.2013 Aufrufe

Die Welt als Wille und Vorstellung

Die Welt als Wille und Vorstellung

Die Welt als Wille und Vorstellung

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

63847 Schopenhauer: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 772<br />

Individuum zu opfern, sobald mehrere fremde dadurch<br />

zu retten sind; dann folgt von selbst, daß ein solcher<br />

Mensch, der in allen Wesen sich, sein Innerstes <strong>und</strong><br />

wahres Selbst erkennt, auch die endlosen Leiden alles<br />

Lebenden <strong>als</strong> die seinen betrachten <strong>und</strong> so den<br />

Schmerz der ganzen <strong>Welt</strong> sich zueignen muß. Ihm ist<br />

kein Leiden mehr fremd. Alle Quaalen Anderer, die er<br />

sieht <strong>und</strong> so selten zu lindern vermag, alle Quaalen,<br />

von denen er mittelbar K<strong>und</strong>e hat, ja die er nur <strong>als</strong><br />

möglich erkennt, wirken auf seinen Geist, wie seine<br />

eigenen. Es ist nicht mehr das wechselnde Wohl <strong>und</strong><br />

Wehe seiner Person, was er im Auge hat, wie dies bei<br />

dem noch im Egoismus befangenen Menschen der<br />

Fall ist; sondern, da er das principium individuationis<br />

durchschaut, liegt ihm alles gleich nahe. Er erkennt<br />

das Ganze, faßt das Wesen desselben auf, <strong>und</strong><br />

findet es in einem steten Vergehn, nichtigem Streben,<br />

innerm Widerstreit <strong>und</strong> beständigem Leiden begriffen,<br />

sieht, wohin er auch blickt, die leidende Menschheit<br />

<strong>und</strong> die leidende Thierheit, <strong>und</strong> eine hinschwindende<br />

<strong>Welt</strong>. <strong>Die</strong>ses Alles aber liegt ihm jetzt so nahe, wie<br />

dem Egoisten nur seine eigene Person. Wie sollte er<br />

nun, bei solcher Erkenntniß der <strong>Welt</strong>, eben dieses<br />

Leben durch stete <strong>Wille</strong>nsakte bejahen <strong>und</strong> eben dadurch<br />

sich ihm immer fester verknüpfen, es immer fester<br />

an sich drücken? Wenn <strong>als</strong>o Der, welcher noch<br />

im principio individuationis, im Egoismus, befangen<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!