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Die Welt als Wille und Vorstellung

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63989 Schopenhauer: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 914<br />

ben. – Da nun aber doch die Tafel der Urtheile, welche<br />

Kant seiner Theorie des Denkens, ja seiner ganzen<br />

Philosophie zum Gr<strong>und</strong>e legt, an sich, im Ganzen<br />

ihre Richtigkeit hat; so liegt mir noch ob, nachzuweisen,<br />

wie diese allgemeinen Formen aller Urtheile in<br />

unserm Erkenntnißvermögen entspringen, <strong>und</strong> sie mit<br />

meiner Darstellung desselben in Uebereinstimmung<br />

zu setzen. – Ich werde bei dieser Erörterung mit den<br />

Begriffen Verstand <strong>und</strong> Vernunft immer den Sinn verbinden,<br />

welchen ihnen meine Erklärung gegeben hat,<br />

die ich daher <strong>als</strong> dem Leser geläufig voraussetze.<br />

Ein wesentlicher Unterschied zwischen Kants Methode<br />

<strong>und</strong> der, welche ich befolge, liegt darin, daß er<br />

von der mittelbaren, der reflektirten Erkenntniß ausgeht,<br />

ich dagegen von der unmittelbaren, der intuitiven.<br />

Er ist demjenigen zu vergleichen, der die Höhe<br />

des Thurmes aus dessen Schatten mißt, ich aber dem,<br />

welcher den Maaßstab unmittelbar anlegt. Daher ist<br />

ihm die Philosophie eine Wissenschaft aus Begriffen,<br />

mir eine Wissenschaft in Begriffen, aus der anschaulichen<br />

Erkenntniß, der alleinigen Quelle aller Evidenz,<br />

geschöpft <strong>und</strong> in allgemeine Begriffe gefaßt <strong>und</strong> fixirt.<br />

<strong>Die</strong>se ganze, uns umgebende, anschauliche, vielgestaltete,<br />

bedeutungsreiche <strong>Welt</strong> überspringt er <strong>und</strong><br />

hält sich an die Formen des abstrakten Denkens;<br />

wobei, obschon von ihm nie ausgesprochen, die Voraussetzung<br />

zum Gr<strong>und</strong>e liegt, daß die Reflexion der<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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