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Die Welt als Wille und Vorstellung

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64465 Schopenhauer: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 1390<br />

sten <strong>und</strong> aus der Fassung gerathen, wenn die Vernunft<br />

ihm stets gegenwärtig erhielte, was eigentlich der<br />

Mensch ist: das großen <strong>und</strong> kleinen Unfällen, ohne<br />

Zahl, täglich <strong>und</strong> stündlich Preis gegebene, hülfsbedürftigste<br />

Wesen, to deilotaton zôon, welches daher<br />

in beständiger Sorge <strong>und</strong> Furcht zu leben hat. Pan<br />

esti anthrôpos syphora (homo totus est calamitas)<br />

sagt schon Herodot.<br />

<strong>Die</strong> Anwendung der Vernunft <strong>und</strong> das Praktische<br />

leistet zunächst dies, daß sie das Einseitige <strong>und</strong> Zerstückelte<br />

der bloß anschauenden Erkenntniß wieder<br />

zusammensetzt <strong>und</strong> die Gegensätze, welche diese darbietet,<br />

<strong>als</strong> Korrektionen zu einander gebraucht, wodurch<br />

das objektiv richtige Resultat gewonnen wird.<br />

Z.B. fassen wir die schlechte Handlung eines Menschen<br />

ins Auge, so werden wir ihn verdammen; hingegen,<br />

bloß die Noth, die ihn dazu bewogen, betrachtend,<br />

ihn bemitleiden: die Vernunft, mittelst ihrer Begriffe,<br />

erwägt Beides <strong>und</strong> führt zu dem Resultat, daß<br />

er durch angemessene Strafe gebändigt, eingeschränkt,<br />

gelenkt werden müsse.<br />

Ich erinnere hier nochm<strong>als</strong> an Seneka's Ausspruch:<br />

Si vis tibi omnia subjicere, te subjice rationi. Weil<br />

nun aber, wie im vierten Buche dargethan wird, das<br />

Leiden positiver, der Genuß negativer Natur ist; so<br />

wird Der, welcher die abstrakte oder Vernunft-Erkenntniß<br />

zur Richtschnur seines Thuns nimmt <strong>und</strong><br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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