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Die Welt als Wille und Vorstellung

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64958 Schopenhauer: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 1883<br />

stungen <strong>und</strong> Werken der Kunst hervorgehende nur ein<br />

stets neu zu erzeugender ist. Dafür aber macht sie<br />

nicht bloß an Den, der ihre Werke schaffen, sondern<br />

auch an Den, der sie genießen soll, abschreckende,<br />

schwer zu erfüllende Anforderungen. Daher bleibt ihr<br />

Publikum klein, während das der Künste groß ist. –<br />

<strong>Die</strong> oben zum Genuß eines Kunstwerks verlangte<br />

Mitwirkung des Beschauers beruht zum Theil darauf,<br />

daß jedes Kunstwerk nur durch das Medium der<br />

Phantasie wirken kann, daher es diese anregen muß<br />

<strong>und</strong> sie nie aus dem Spiel gelassen werden <strong>und</strong> unthätig<br />

bleiben darf. <strong>Die</strong>s ist eine Bedingung der ästhetischen<br />

Wirkung <strong>und</strong> daher ein Gr<strong>und</strong>gesetz aller schönen<br />

Künste. Aus demselben aber folgt, daß, durch das<br />

Kunstwerk, nicht Alles geradezu den Sinnen gegeben<br />

werden darf, vielmehr nur so viel, <strong>als</strong> erfordert ist, die<br />

Phantasie auf den rechten Weg zu leiten: ihr muß<br />

immer noch etwas <strong>und</strong> zwar das Letzte zu thun übrig<br />

bleiben. Muß doch sogar der Schriftsteller stets dem<br />

Leser noch etwas zu denken übrig lassen; da Voltaire<br />

sehr richtig gesagt hat: Le secret d'être ennuyeux,<br />

c'est de tout dire. In der Kunst aber ist überdies das<br />

Allerbeste zu geistig, um geradezu den Sinnen gegeben<br />

zu werden: es muß in der Phantasie des Beschauers<br />

geboren, wiewohl durch das Kunstwerk erzeugt<br />

werden. Hierauf beruht es, daß die Skitzen großer<br />

Meister oft mehr wirken, <strong>als</strong> ihre ausgemalten Bilder;<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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