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Die Welt als Wille und Vorstellung

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63551 Schopenhauer: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 476<br />

Abbruch thut. Allein in der bildenden Kunst, der die<br />

Darstellung des Schreiens selbst ganz fremd <strong>und</strong> unmöglich<br />

ist, das gewaltsame, alle Züge <strong>und</strong> den übrigen<br />

Ausdruck störende Mittel zum Schreien, das<br />

M<strong>und</strong>aufsperren darzustellen, wäre wirklich unverständig;<br />

weil man dann das im Uebrigen viele Aufopferungen<br />

fordernde Mittel vor die Augen brächte,<br />

während der Zweck desselben, das Schreien selbst,<br />

zusammt dessen Wirkung auf das Gemüth, ausbliebe.<br />

Ja, was noch mehr ist, man brächte dadurch den jedesmal<br />

lächerlichen Anblick einer ohne Wirkung bleibenden<br />

Anstrengung hervor, wirklich dem zu vergleichen,<br />

welchen sich ein Spaaßvogel verschaffte, indem<br />

er dem schlafenden Nachtwächter das Horn mit<br />

Wachs fest verstopfte, ihn dann mit Feuergeschrei<br />

weckte <strong>und</strong> sich an dessen fruchtlosen Anstrengungen<br />

zum Blasen ergötzte. – Wo hingegen die Darstellung<br />

des Schreiens im Gebiet der darstellenden Kunst liegt,<br />

ist es durchaus zulässig, weil es der Wahrheit dient,<br />

d.i. der vollständigen Darstellung der Idee. So in der<br />

Dichtkunst, welche zur anschaulichen Darstellung die<br />

Phantasie des Lesers in Anspruch nimmt: daher<br />

schreit bei Virgil der Laokoon wie ein Stier, der sich<br />

losgerissen, nachdem ihn die Axt getroffen: daher läßt<br />

Homer (Il., XX, 48-53) den Mars <strong>und</strong> die Minerva<br />

ganz entsetzlich schreien, ihrer Götterwürde sowohl,<br />

<strong>als</strong> Götterschönheit unbeschadet. Eben so in der<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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