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Die Welt als Wille und Vorstellung

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64317 Schopenhauer: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 1242<br />

sie philosophiren, haben sie einige weite abstrakte<br />

Begriffe überkommen, mit denen sie, <strong>als</strong> gelte es algebraische<br />

Gleichungen, hin <strong>und</strong> her werfen, <strong>und</strong> hoffen,<br />

es werde daraus etwas hervorgehn: höchstens sieht<br />

man, daß sie Alle das Selbe gelesen haben. Ein solches<br />

Hin- <strong>und</strong> Herwerfen mit abstrakten Begriffen,<br />

nach Art der algebraischen Gleichungen, welches man<br />

heut zu Tage Dialektik nennt, liefert aber nicht, wie<br />

die wirkliche Algebra, sichere Resultate; weil hier der<br />

durch das Wort vertretene Begriff keine feste <strong>und</strong><br />

genau bestimmte Größe ist, wie die durch den Buchstaben<br />

der Algebra bezeichnete, sondern ein Schwankendes,<br />

Vieldeutiges, der Ausdehnung <strong>und</strong> Zusammenziehung<br />

Fähiges. Genau genommen hat alles<br />

Denken, d.h. Kombiniren abstrakter Begriffe, höchstens<br />

Erinnerungen aus dem früher Angeschauten<br />

zum Stoff, <strong>und</strong> auch noch indirekt, sofern nämlich<br />

<strong>Die</strong>ses die Unterlage aller Begriffe ausmacht: ein<br />

wirkliches, d.h. unmittelbares Erkennen hingegen ist<br />

allein das Anschauen, das neue frische Percipiren<br />

selbst. Nun aber können die Begriffe, welche die Vernunft<br />

gebildet <strong>und</strong> das Gedächtniß aufbehalten hat,<br />

nie alle zugleich dem Bewußtsein gegenwärtig seyn,<br />

vielmehr nur eine sehr kleine Anzahl derselben zur<br />

Zeit. Hingegen die Energie, mit welcher die anschauliche<br />

Gegenwart, in der eigentlich immer das Wesentliche<br />

aller Dinge überhaupt virtualiter enthalten <strong>und</strong><br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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