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Die Welt als Wille und Vorstellung

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64920 Schopenhauer: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 1845<br />

untreu gewordener Intellekt. Hierauf beruhen die demselben<br />

beigegebenen Nachtheile, zu deren Betrachtung<br />

wir jetzt den Weg uns dadurch bahnen, daß wir<br />

das Genie mit dem weniger entschiedenen Ueberwiegen<br />

des Intellekts vergleichen.<br />

Der Intellekt des Normalmenschen, streng an den<br />

<strong>Die</strong>nst seines <strong>Wille</strong>ns geb<strong>und</strong>en, mithin eigentlich<br />

bloß mit der Aufnahme der Motive beschäftigt, läßt<br />

sich ansehn <strong>als</strong> der Komplex von Drahtfäden, womit<br />

jede dieser Puppen auf dem <strong>Welt</strong>theater in Bewegung<br />

gesetzt wird. Hieraus entspringt der trockene, gesetzte<br />

Ernst der meisten Leute, der nur noch von dem der<br />

Thiere übertroffen wird, <strong>als</strong> welche niem<strong>als</strong> lachen.<br />

Dagegen könnte man das Genie, mit seinem entfesselten<br />

Intellekt, einem unter den großen Drahtpuppen<br />

des berühmten Mailändischen Puppentheaters mitspielenden,<br />

lebendigen Menschen vergleichen, der<br />

unter ihnen der Einzige wäre, welcher Alles wahrnähme<br />

<strong>und</strong> daher gern sich von der Bühne auf eine<br />

Weile losmachte, um aus den Logen das Schauspiel<br />

zu genießen; – das ist die geniale Besonnenheit. –<br />

Aber selbst der überaus verständige <strong>und</strong> vernünftige<br />

Mann, den man beinahe weise nennen könnte, ist vom<br />

Genie gar sehr <strong>und</strong> zwar dadurch verschieden, daß<br />

sein Intellekt eine praktische Richtung behält, auf die<br />

Wahl der allerbesten Zwecke <strong>und</strong> Mittel bedacht ist,<br />

daher im <strong>Die</strong>nste des <strong>Wille</strong>ns bleibt <strong>und</strong> demnach<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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