02.11.2013 Aufrufe

Die Welt als Wille und Vorstellung

Die Welt als Wille und Vorstellung

Die Welt als Wille und Vorstellung

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

64467 Schopenhauer: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 1392<br />

unser erstes Buch beschließenden Darstellung, hier<br />

mit Wenigem ausführen will.<br />

Alle Mor<strong>als</strong>ysteme des Alterthums, das Platonische<br />

allein ausgenommen, waren Anleitungen zu einem<br />

glücksäligen Leben: demnach hat, bei ihnen, die Tugend<br />

ihren Zweck durchaus nicht jenseit des Todes,<br />

sondern in dieser <strong>Welt</strong>. Denn sie ist ihnen eben nur<br />

der rechte Weg zum wahrhaft glücklichen Leben; deshalb<br />

erwählt sie der Weise. Daher eben stammen die,<br />

besonders von Cicero uns aufbehaltenen, weitläuftigen<br />

Debatten <strong>und</strong> scharfen, stets erneuerten Untersuchungen,<br />

ob auch wirklich die Tugend, ganz allein<br />

<strong>und</strong> für sich, zum glücklichen Leben hinreichend sei;<br />

oder ob es dazu noch irgend eines Aeußerlichen bedürfe;<br />

ob der Tugendhafte <strong>und</strong> Weise auch auf der<br />

Folter <strong>und</strong> dem Rade, oder im Stier des Phalaris,<br />

glücklich sei; oder ob es so weit doch nicht gehe.<br />

Denn freilich wäre dies der Probierstein einer Ethik<br />

dieser Art: beglücken müßte ihre Ausübung unmittelbar<br />

<strong>und</strong> unbedingt. Vermag sie das nicht; so leistet sie<br />

nicht, was sie soll, <strong>und</strong> ist zu verwerfen. So richtig,<br />

wie dem christlichen Standpunkt gemäß ist es mithin,<br />

daß Augustinus seiner Darlegung der Mor<strong>als</strong>ysteme<br />

der Alten (De civ. Dei, Lib. XIX, c. 1) die Erklärung<br />

voranschickt: Exponenda sunt nobis argumenta mortalium,<br />

quibus sibi ipsi beatitudinem facere in hujus<br />

vitae infelicitate moliti sunt; ut ab eorum rebus<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!