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Die Welt als Wille und Vorstellung

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63438 Schopenhauer: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 363<br />

Objekt eines durch Empfindung veranlaßten Dafürhaltens<br />

(doxa met' aisthêseôs alogou). So lange wir<br />

nun auf ihre Wahrnehmung beschränkt sind, gleichen<br />

wir Menschen, die in einer finstern Höhle so fest geb<strong>und</strong>en<br />

säßen, daß sie auch den Kopf nicht drehn<br />

könnten, <strong>und</strong> nichts sähen, <strong>als</strong> beim Lichte eines hinter<br />

Ihnen brennenden Feuers, an der Wand Ihnen gegenüber,<br />

die Schattenbilder wirklicher Dinge, welche<br />

zwischen ihnen <strong>und</strong> dem Feuer vorübergeführt würden,<br />

<strong>und</strong> auch sogar von einander, ja jeder von sich<br />

selbst, eben nur die Schatten auf jener Wand. Ihre<br />

Weisheit aber wäre, die aus Erfahrung erlernte Reihenfolge<br />

jener Schatten vorher zu sagen. Was nun<br />

hingegen allein wahrhaft Seiend (ontôs on) genannt<br />

werden kann, weil es immer ist, aber nie wird, noch<br />

vergeht: das sind die realen Urbilder jener Schattenbilder:<br />

es sind die ewigen Ideen, die Urformen aller<br />

Dinge. Ihnen kommt keine Vielheit zu: denn jedes ist<br />

seinem Wesen nach nur Eines, indem es das Urbild<br />

selbst ist, dessen Nachbilder, oder Schatten, alle ihm<br />

gleichnamige, einzelne, vergängliche Dinge der selben<br />

Art sind. Ihnen kommt auch kein Entstehn <strong>und</strong><br />

Vergehn zu: denn sie sind wahrhaft seiend, nie aber<br />

werdend, noch untergehend, wie ihre hinschwindenden<br />

Nachbilder. (In diesen beiden verneinenden Bestimmungen<br />

ist aber nothwendig <strong>als</strong> Voraussetzung<br />

enthalten, daß Zeit, Raum <strong>und</strong> Kausalität für sie keine<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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