02.11.2013 Aufrufe

Die Welt als Wille und Vorstellung

Die Welt als Wille und Vorstellung

Die Welt als Wille und Vorstellung

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

65329 Schopenhauer: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 2254<br />

wie unglaublich groß der angeborene Unterschied<br />

zwischen Mensch <strong>und</strong> Mensch ausfällt, im Moralischen<br />

<strong>und</strong> im Intellektuellen. Hier Edelmuth <strong>und</strong><br />

Weisheit; dort Bosheit <strong>und</strong> Dummheit. Dem Einen<br />

leuchtet die Güte des Herzens aus den Augen, oder<br />

auch der Stämpel des Genies thront auf seinem Antlitz.<br />

Der niederträchtigen Physiognomie eines Andern<br />

ist das Gepräge moralischer Nichtswürdigkeit <strong>und</strong> intellektueller<br />

Stumpfheit, von den Händen der Natur<br />

selbst, unverkennbar <strong>und</strong> unauslöschlich aufgedrückt:<br />

er sieht darein, <strong>als</strong> müßte er sich seines Daseyns schämen.<br />

<strong>Die</strong>sem Aeußern aber entspricht wirklich das Innere.<br />

Unmöglich können wir annehmen, daß solche<br />

Unterschiede, die das ganze Wesen des Menschen<br />

umgestalten <strong>und</strong> durch nichts aufzuheben sind, welche<br />

ferner, im Konflikt mit den Umständen, seinen Lebenslauf<br />

bestimmen, ohne Schuld oder Verdienst der<br />

damit Behafteten vorhanden seyn könnten <strong>und</strong> das<br />

bloße Werk des Zufalls wären. Schon hieraus ist evident,<br />

daß der Mensch, in gewissem Sinne, sein eigenes<br />

Werk seyn muß. Nun aber können wir andererseits<br />

den Ursprung jener Unterschiede empirisch<br />

nachweisen in der Beschaffenheit der Eltern; <strong>und</strong> noch<br />

dazu ist das Zusammentreffen <strong>und</strong> die Verbindung<br />

dieser Eltern offenbar das Werk höchst zufälliger Umstände<br />

gewesen. – Durch solche Betrachtungen nun<br />

werden wir mächtig hingewiesen auf den Unterschied<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!