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Die Welt als Wille und Vorstellung

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63736 Schopenhauer: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 661<br />

empfänglich ist. <strong>Die</strong>ses ist daher auch ursprünglich<br />

am meisten der Fall bei den Völkern, welchen die<br />

Milde des Himmelstriches <strong>und</strong> Bodens das Leben<br />

leicht macht, vor allen bei den Hindus, dann bei den<br />

Griechen, Römern, <strong>und</strong> später bei den Italiänern, Spaniern<br />

u.s.w. – Dämonen, Götter <strong>und</strong> Heilige schafft<br />

sich der Mensch nach seinem eigenen Bilde; diesen<br />

müssen dann unablässig Opfer, Gebete, Tempelverzierungen,<br />

Gelübde <strong>und</strong> deren Lösung, Wallfahrten,<br />

Begrüßungen, Schmückung der Bilder u.s.w. dargebracht<br />

werden. Ihr <strong>Die</strong>nst verwebt sich überall mit der<br />

Wirklichkeit, ja verdunkelt diese: jedes Ereigniß des<br />

Lebens wird dann <strong>als</strong> Gegenwirkung jener Wesen aufgenommen:<br />

der Umgang mit ihnen füllt die halbe Zeit<br />

des Lebens aus, unterhält beständig die Hoffnung <strong>und</strong><br />

wird, durch den Reiz der Täuschung, oft interessanter,<br />

<strong>als</strong> der mit wirklichen Wesen. Er ist der Ausdruck<br />

<strong>und</strong> das Symptom der doppelten Bedürftigkeit des<br />

Menschen, theils nach Hülfe <strong>und</strong> Beistand, <strong>und</strong> theils<br />

nach Beschäftigung <strong>und</strong> Kurzweil: <strong>und</strong> wenn er auch<br />

dem erstem Bedürfniß oft gerade entgegenarbeitet,<br />

indem, bei vorkommenden Unfällen <strong>und</strong> Gefahren,<br />

kostbare Zeit <strong>und</strong> Kräfte, statt auf deren Abwendung,<br />

auf Gebete <strong>und</strong> Opfer unnütz verwendet werden; so<br />

dient er dem zweiten Bedürfniß dafür desto besser,<br />

durch jene phantastische Unterhaltung mit einer erträumten<br />

Geisterwelt: <strong>und</strong> dies ist der gar nicht zu<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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