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Die Welt als Wille und Vorstellung

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64611 Schopenhauer: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 1536<br />

Das wissen die Volksredner. – Im einen, wie im andern<br />

Fall, zeigt sich der <strong>Wille</strong> <strong>als</strong> das Urkräftige,<br />

gegen welches der Intellekt nichts vermag.<br />

8) Jetzt aber wollen wir die individuellen Eigenschaften,<br />

<strong>als</strong>o Vorzüge <strong>und</strong> Fehler, einerseits des <strong>Wille</strong>ns<br />

<strong>und</strong> Charakters, andererseits des Intellekts, in<br />

Betrachtung nehmen, um auch an ihrem Verhältniß zu<br />

einander <strong>und</strong> an ihrem relativen Werth die gänzliche<br />

Verschiedenheit beider Gr<strong>und</strong>vermögen deutlich zu<br />

machen. Geschichte <strong>und</strong> Erfahrung lehren, daß Beide<br />

völlig unabhängig von einander auftreten. Daß die<br />

größte Trefflichkeit des Kopfes mit einer gleichen des<br />

Charakters nicht leicht im Verein gef<strong>und</strong>en wird, erklärt<br />

sich genugsam aus der unaussprechlich großen<br />

Seltenheit Beider; während ihre Gegentheile durchgängig<br />

an der Tagesordnung sind: daher man diese<br />

auch täglich im Verein antrifft. Inzwischen schließt<br />

man nie von einem vorzüglichen Kopf auf einen guten<br />

<strong>Wille</strong>n, noch von diesem auf jenen, noch vom Gegentheil<br />

auf das Gegentheil: sondern jeder Unbefangene<br />

nimmt sie <strong>als</strong> völlig gesonderte Eigenschaften, deren<br />

Vorhandenseyn, jedes für sich, durch Erfahrung auszumachen<br />

ist. Große Beschränktheit des Kopfes kann<br />

mit großer Güte des Herzens zusammenbestehn, <strong>und</strong><br />

ich glaube nicht, daß Balthasar Gracian (Discreto,<br />

p. 406) Recht hat zu sagen: No ay simple, que no sea<br />

malicioso (Es giebt keinen Tropf, der nicht boshaft<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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