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Die Welt als Wille und Vorstellung

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63572 Schopenhauer: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 497<br />

schaft lebhaften Eindruck auf das Gemüth hervorbringen:<br />

das Selbe würde dann aber, unter gleichen Umständen,<br />

auch eine Inschrift wirken. Z.B. wenn in dem<br />

Gemüth eines Menschen der Wunsch nach Ruhm dauernd<br />

<strong>und</strong> fest gewurzelt ist, indem er wohl gar den<br />

Ruhm <strong>als</strong> sein rechtmäßiges Eigenthum ansieht, das<br />

ihm nur solange vorenthalten wird, <strong>als</strong> er noch nicht<br />

die Dokumente seines Besitzes producirt hat: <strong>und</strong> dieser<br />

tritt nun vor den Genius des Ruhmes mit seinen<br />

Lorbeerkronen; so wird sein ganzes Gemüth dadurch<br />

angeregt <strong>und</strong> seine Kraft zur Thätigkeit aufgerufen;<br />

aber das Selbe würde auch geschehn, wenn er plötzlich<br />

das Wort »Ruhm« groß <strong>und</strong> deutlich an der<br />

Wand erblickte. Oder wenn ein Mensch eine Wahrheit<br />

k<strong>und</strong> gemacht hat, die entweder <strong>als</strong> Aussage für<br />

das praktische Leben, oder <strong>als</strong> Einsicht für die Wissenschaft<br />

wichtig ist, derselbe aber keinen Glauben<br />

fand; so wird ein allegorisches Bild, die Zeit darstellend,<br />

wie sie den Schleier aufhebt <strong>und</strong> nun die nackte<br />

Wahrheit sehn läßt, gewaltig auf ihn wirken; aber das<br />

Selbe würde auch die Devise »Le tems découvre la<br />

vérité« leisten. Denn was hier eigentlich wirkt, ist<br />

immer nur der abstrakte Gedanke, nicht das Angeschaute.<br />

Ist nun, dem Gesagten gemäß, die Allegorie in der<br />

bildenden Kunst ein fehlerhaftes, einem der Kunst<br />

ganz fremden Zwecke dienendes Streben; so wird es<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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