02.11.2013 Aufrufe

Die Welt als Wille und Vorstellung

Die Welt als Wille und Vorstellung

Die Welt als Wille und Vorstellung

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

64855 Schopenhauer: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 1780<br />

weise der sogenannten Pantheisten, deren ganze Philosophie<br />

hauptsächlich darin besteht, daß sie das innere,<br />

ihnen unbekannte Wesen der <strong>Welt</strong> »Gott« betiteln;<br />

womit sie sogar viel geleistet zu haben meinen.<br />

Danach wäre denn die <strong>Welt</strong> eine Theophanie. Man<br />

sehe sie doch nur ein Mal darauf an, diese <strong>Welt</strong> beständig<br />

bedürftiger Wesen, die bloß dadurch, daß sie<br />

einander auffressen, eine Zeitlang bestehn, ihr Daseyn<br />

unter Angst <strong>und</strong> Noth durchbringen <strong>und</strong> oft entsetzliche<br />

Quaalen erdulden, bis sie endlich dem Tode in die<br />

Arme stürzen: wer dies deutlich ins Auge faßt, wird<br />

dem Aristoteles den Rat geben, wenn er sagt: hê physis<br />

daimonia, all' ou theia esti (natura daemonia est,<br />

non divina); de divinat., c. 2, p. 463; ja, er wird gestehn<br />

müssen, daß einen Gott, der sich hätte beigehn<br />

lassen, sich in eine solche <strong>Welt</strong> zu verwandeln, doch<br />

wahrlich der Teufel geplagt haben müßte. – Ich weiß<br />

es wohl, die vorgeblichen Philosophen dieses Jahrh<strong>und</strong>erts<br />

thun es dem Spinoza nach <strong>und</strong> halten sich<br />

hiedurch gerechtfertigt. Allein Spinoza hatte besondere<br />

Gründe, seine alleinige Substanz so zu benennen,<br />

um nämlich wenigstens das Wort, wenn auch nicht<br />

die Sache, zu retten. Giordano Bruno's <strong>und</strong> Vanini's<br />

Scheiterhaufen waren noch in frischem Andenken:<br />

auch <strong>Die</strong>se nämlich waren jenem Gotte geopfert worden,<br />

für dessen Ehre, ohne allen Vergleich, mehr<br />

Menschenopfer geblutet haben, <strong>als</strong> auf den Altären<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!