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Die Welt als Wille und Vorstellung

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63508 Schopenhauer: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 433<br />

durch den Kontrast der Unbedeutsamkeit <strong>und</strong> Abhängigkeit<br />

unsers Selbst <strong>als</strong> Individuums, <strong>als</strong> <strong>Wille</strong>nserscheinung,<br />

gegen das Bewußtseyn unserer <strong>als</strong> reinen<br />

Subjekts des Erkennens. Selbst das Gewölbe des gestirnten<br />

Himmels wirkt, wenn es ohne Reflexion betrachtet<br />

wird, nur eben so wie jenes steinerne Gewölbe,<br />

<strong>und</strong> nicht mit seiner wahren, sondern nur mit seiner<br />

scheinbaren Größe. – Manche Gegenstände unserer<br />

Anschauung erregen den Eindruck des Erhabenen<br />

dadurch, daß, sowohl vermöge ihrer räumlichen<br />

Größe, <strong>als</strong> ihres hohen Alters, <strong>als</strong>o ihrer zeitlichen<br />

Dauer, wir ihnen gegenüber uns zu Nichts verkleinert<br />

fühlen, <strong>und</strong> dennoch im Genüsse ihres Anblicks<br />

schwelgen: der Art sind sehr hohe Berge, Aegyptische<br />

Pyramiden, kolossale Ruinen von hohem Alterthume.<br />

Ja, auch auf das Ethische läßt unsere Erklärung des<br />

Erhabenen sich übertragen, nämlich auf Das, was<br />

man <strong>als</strong> den erhabenen Charakter bezeichnet. Auch<br />

dieser nämlich entspringt daraus, daß der <strong>Wille</strong> nicht<br />

erregt wird durch Gegenstände, welche allerdings geeignet<br />

wären, ihn zu erregen; sondern das Erkennen<br />

auch dabei die Oberhand behält. Ein solcher Charakter<br />

wird demnach die Menschen rein objektiv betrachten,<br />

nicht aber nach den Beziehungen, welche sie zu<br />

seinem <strong>Wille</strong>n haben könnten: er wird z.B. ihre Fehler,<br />

sogar ihren Haß <strong>und</strong> ihre Ungerechtigkeit gegen<br />

ihn selbst, bemerken, ohne dadurch seinerseits zum<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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