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Die Welt als Wille und Vorstellung

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63735 Schopenhauer: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 660<br />

nack bedachten Zufalls, sind lauter Komödienscenen.<br />

Aber die nie erfüllten Wünsche, das vereitelte Streben,<br />

die vom Schicksal unbarmherzig zertretenen<br />

Hoffnungen, die unsäligen Irrthümer des ganzen Lebens,<br />

mit dem steigenden Leiden <strong>und</strong> Tode am<br />

Schlüsse, geben immer ein Trauerspiel. So muß, <strong>als</strong><br />

ob das Schicksal zum Jammer unsers Daseyns noch<br />

den Spott fügen gewollt, unser Leben alle Wehen des<br />

Trauerspiels enthalten, <strong>und</strong> wir dabei doch nicht ein<br />

Mal die Würde tragischer Personen behaupten können,<br />

sondern, im breiten Detail des Lebens, unumgänglich<br />

läppische Lustspielcharaktere seyn.<br />

So sehr nun aber auch große <strong>und</strong> kleine Plagen<br />

jedes Menschenleben füllen <strong>und</strong> in steter Unruhe <strong>und</strong><br />

Bewegung erhalten, so vermögen sie doch nicht die<br />

Unzulänglichkeit des Lebens zur Erfüllung des Geistes,<br />

das Leere <strong>und</strong> Schaale des Daseyns zu verdekken,<br />

oder die Langeweile auszuschließen, die immer<br />

bereit ist jede Pause zu füllen, welche die Sorge läßt.<br />

Daraus ist es entstanden, daß der menschliche Geist,<br />

noch nicht zufrieden mit den Sorgen, Bekümmernissen<br />

<strong>und</strong> Beschäftigungen, die ihm die wirkliche <strong>Welt</strong><br />

auflegt, sich in der Gestalt von tausend verschiedenen<br />

Superstitionen noch eine imaginäre <strong>Welt</strong> schafft, mit<br />

dieser sich dann auf alle Weise zu thun macht <strong>und</strong><br />

Zeit <strong>und</strong> Kräfte an ihr verschwendet, sobald die wirkliche<br />

ihm die Ruhe gönnen will, für die er gar nicht<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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