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Die Welt als Wille und Vorstellung

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63837 Schopenhauer: <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>als</strong> <strong>Wille</strong> <strong>und</strong> <strong>Vorstellung</strong> 762<br />

der Erkenntniß, daß unser wahres Selbst nicht bloß in<br />

der eigenen Person, dieser einzelnen Erscheinung,<br />

daist, sondern in Allem was lebt. Dadurch fühlt sich<br />

das Herz erweitert, wie durch den Egoismus zusammengezogen.<br />

Denn wie dieser unsern Antheil koncentrirt<br />

auf die einzelne Erscheinung des eigenen Individui,<br />

wobei die Erkenntniß uns stets die zahllosen<br />

Gefahren, welche fortwährend diese Erscheinung bedrohen,<br />

vorhält, wodurch Aengstlichkeit <strong>und</strong> Sorge<br />

der Gr<strong>und</strong>ton unserer Stimmung wird; so verbreitet<br />

die Erkenntniß, daß alles Lebende eben so wohl unser<br />

eigenes Wesen an sich ist, wie die eigene Person, unsern<br />

Antheil auf alles Lebende: hiedurch wird das<br />

Herz erweitert. Durch den <strong>als</strong>o verminderten Antheil<br />

am eigenen Selbst wird die ängstliche Sorge für dasselbe<br />

in ihrer Wurzel angegriffen <strong>und</strong> beschränkt:<br />

daher die ruhige, zuversichtliche Heiterkeit, welche<br />

tugendhafte Gesinnung <strong>und</strong> gutes Gewissen giebt,<br />

<strong>und</strong> das deutlichere Hervortreten derselben bei jeder<br />

guten That, indem diese den Gr<strong>und</strong> jener Stimmung<br />

uns selber beglaubigt. Der Egoist fühlt sich von fremden<br />

<strong>und</strong> feindlichen Erscheinungen umgeben, <strong>und</strong> alle<br />

seine Hoffnung ruht auf dem eigenen Wohl. Der Gute<br />

lebt in einer <strong>Welt</strong> befre<strong>und</strong>eter Erscheinungen: das<br />

Wohl einer jeden derselben ist sein eigenes. Wenn<br />

daher gleich die Erkenntniß des Menschenlooses<br />

überhaupt seine Stimmung nicht zu einer fröhlichen<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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